Blau-Weiße Geschichten
Nachdem in den Tagen zuvor zahlreiche Fußballspiele in Österreich den winterlichen Bedingungen zum Opfer gefallen waren – darunter alle Samstagsspiele der Bundesliga – konnte das Auswärtsspiel bei Blau-Weiß Linz wie geplant stattfinden. Dies war nicht zuletzt rund 70 tatkräftigen Linzer Fans zu verdanken, die dem Aufruf ihres Vereins gefolgt waren und um 7 Uhr in der Früh mit Schneeschaufeln angerückt waren, um den Rasen vom Schnee zu befreien. Cheftrainer Christian Ilzer musste auf einige Stammkräfte verzichten. Im schwarz-weißen Lager geht eine Krankheit um, davon betroffen war unter anderem Mittelfeld-Stabilisator Jon Gorenc Stankovic. Abwehrchef Gregory Wüthrich fehlte angeschlagen und Kapitän Stefan Hierländer saß seine Gelbsperre ab. Schiedsrichter der Partie war der Wiener Josef Spurny.

Der Auswärtssektor war wieder einmal ausverkauft. – © SturmNetz
Schwierige erste Hälfte
Mit ein paar Minuten Verspätung wegen technischer Probleme beim Schiedsrichtergespann begann wurde das Spiel angepfiffen. In der vierten Minute kam Blau-Weiß erstmals gefährlich vors Tor, Simon Pirkl wurde jedoch noch rechtzeitig gestoppt. Wenige Minuten später waren es wieder die Hausherren, die mit einer schnellen Kombination über Julian Gölles und Paul Mensah in den gegnerischen Strafraum vorstießen. 16 Minuten nach Anpfiff dann die erste wirkliche Torchance der Blackys: Nach einem schönen Dribbling über rechts schoss Manprit Sarkaria zum ersten Mal in diesem Spiel auf das Tor von Nicolas Schmid. Der gut angetragene Schuss ging allerdings zu zentral auf den Linzer Keeper, beinahe wäre William Bøving aber noch an den Abpraller rangekommen.
Nur wenige Minuten später waren es dann aber die Blau-Weißen, die durch Simon Seidl in Führung gingen. Nach einer unglücklichen Verstrickung von gescheiterten Klärungsversuchen in der Defensive kam der Bruder des österreichischen Nationalspielers an den Ball und verwertete trocken durch die Beine von Sturm-Torhüter Kjell Scherpen – 1:0 für die Gäste. Das Zuspiel kam von Ronivaldo, der sich in abseitsverdächtiger Position befand. Das Hawk-Eye-System des VAR meldete jedoch „on site“, also kein Abseits, und das war dann auch die Entscheidung des Schiedsrichterteams. Die Schwarz-Weißen steckten nicht auf und kamen weiter zu ihren Chancen. In der 28. Minute prüfte Sarkaria Linz-Keeper Schmid nach guter Kombination mit Bøving erneut. Und wieder konnte sich Schmid mit einer Parade auszeichnen, dieser Abschluss war aber schon deutlich gefährlicher. Augenblicke später verpasste Bøving im Strafraum einen Stanglpass von Alexander Prass nur um Millimeter.
In der 35. Minute ein kurzer Schreckmoment, als Tomi Horvat und Jusuf Gazibegovic im Mittelfeld unglücklich zusammenkrachten. Der bosnische Nationalspieler hielt sich danach die Rippen und musste zur Behandlung das Feld verlassen. Er konnte das Spiel jedoch nach kurzer Zeit wieder fortsetzen. Das war es dann aber auch schon wieder bis zur Halbzeitpause mit nennenswerten Chancen. Sturm war weitgehend dominant, konnte jedoch aus den wenigen konkreten Chancen keinen Torerfolg erzielen, während Blau-Weiß immer wieder Nadelstiche setzte.

Auch die Heimfans sorgten für ordentlich Stimmung. – © SturmNetz
Höhen und Tiefen
Gleich nach Wiederanpfiff kamen die Gastgeber erneut gefährlich vors Tor, Ronivaldo mit der Doppelchance, aber beide Male scheiterte er an Scherpen, ein dritter Schuss wurde von David Affengruber geblockt, der in diesem Spiel Kapitänsschleife trug. In der 48. Minute waren es dann aber die Blackys, die das Tor erzielten. Nach einem schönen Doppelpass auf der linken Seite von Bøving und Horvat schloss der slowenische Internationale überlegt ins lange Eck ab und erzielte den verdienten 1:1-Ausgleich. Es war dies sein viertes Tor in den letzten drei Spielen – das nennt man einen Lauf!
In der 53. Minute ging Javi Serrano zu ungestüm in einen Zweikampf mit Ronivaldo und traf ihn dabei mit der aufgestellten Sohle am Knöchel. Der spanische Mittelfeldspieler sah dafür zu Recht die Rote Karte, der Brasilo-Stürmer musste verletzt ausgewechselt werden und wurde durch Derby-Held Stefan Feiertag ersetzt. Kurz darauf kam Otar Kiteishvili für William Bøving ins Spiel. Auch in Unterzahl ließen sich die Schwarz-Weißen nicht beirren. Rund zehn Minuten nach dem Platzverweis war es wieder Horvat, der die Riesenchance auf das 2:1 hatte. Im Eins gegen eins versuchte er, den Ball an Nicolas Schmid links vorbeizuschieben, der Keeper war jedoch noch mit der Hand am Ball und konnte Schlimmeres verhindern.

Mittelfeld-Spanier Javi Serrano flog mit Rot vom Platz. – © SturmNetz
Auch die Linzer kamen zu ihren Chancen. So etwa in der 74. Minute, als Rechtsverteidiger Julian Gölles nach Zuspiel von Simon Pirkl mutterseelenallein im Strafraum an den Ball kam. Er zögerte jedoch mit seinem Abschluss und wurde von der schwarz-weißen Defensive abgedrängt. In der 77. Minute musste sich der holländische Hüter im Tor von Sturm dann beweisen. Nach einem Eckball kam Blau-Weiß-Innenverteidiger Manuel Maranda alleine vorm Tor zum Kopfball, konnte den Ball aber nicht präzise genug ins Eck platzieren, sodass Scherpen den Ball abfangen konnte.
Einige Minuten später versuchte es Defensivmann Dimitri Lavalée. Sein abgefälschter Schuss flog jedoch in die Arme des blau-weißen Goalies. In der Entstehung war dieser Aktion ein schöner Fersler-Pass vom kurz zuvor eingewechselten Jung-Stürmer Amady Camara vorangegangen. Nachdem offensiv schon länger nichts mehr gegangen war, fasste er sich in der 90. Minute ein Herz und schloss aus der Distanz ab. Er traf den Ball jedoch nicht gut und so kullerte dieser auf Nicolas Schmid zu, der ihn problemlos aufnehmen konnte.
Aufgrund der langen Unterbrechung rund um die Rote Karte und Verletzungsauswechslung gab es satte neun Minuten Nachspielzeit. In der zweiten Minute ebendieser gab es große Aufregung im Grazer Strafraum, weil der gerade eingewechselte Niklas Geyrhofer in den ersten Sekunden seines Bundesliga-Comebacks einen Linzer Spieler traf, richtigerweise pfiff Schiedsrichter Spurny aber keinen Elfmeter und auch der VAR schritt nicht ein. Auch auf der anderen Seite gab es noch Elfmeter-Alarm, als Stefan Feiertag vor einer Klärungsaktion im Strafraum der Ball an die Hand sprang, auch hier gab es keinen Strafstoß. Christian Ilzer kassierte für seine Kritik an dieser Entscheidung die Gelbe Karte. Schiedsrichter-Boss Viktor Kassai bestätigte später am Abend in „Talk und Tore“ die Entscheidung und meinte, dass es sich um eine natürliche Bewegung handle. Die letzte Aktion der Steirer gehörte Alexandar Borkovic mit seinem Schuss aufs lange Eck. Keeper Schmid flog und musste sich strecken, konnte aber das Unentschieden festhalten. So endete das Spiel 1:1 und die Linzer konnten sich über einen verdienten Punkt freuen, wie Ilzer später in der Pressekonferenz selbst sagte.
Die Mannschaft ist müde und ausgelaugt. Der Punkt ist sehr ok. Das passt schon.
Ilzer wird mir jede Woche unsympathischer mit seinem Benehmen. Total daneben seine Auftritte. Wie ein kleines Kind….
Ich finde, dass das heute leider keine gutes Spiel war. Das kann natürlich an der Doppelbelastung und dem Negativerlebnis gegen Rakow liegen aber auch an den doch vielen verletzten Spielern. Ein Wüthrich und Stankovic sind einfach nicht zu ersetzen. Dazu noch die nicht ganz fitten Kiteishvili und Bøving. Der schnelle Stürmer mit Jatta fehlt auch. Das sind dann doch zu viele Schlüsselspieler, die man trotz eines großen Kaders nicht ersetzen kann.
Spielerisch war das heute zu wenig. Da hat einfach die Power gefehlt. Torchancen wurden sehr wenige erspielt. BW Linz macht das aber auch relativ gut in letzter Zeit, so ehrlich muss man sein. Ein Sieg gegen Salzburg und den Lask, das Unentschieden heute gegen Sturm, die knappe Niederlage gegen Rapid. Also ein Jausengegner sind die Linzer nicht. Und wenn du 40 Minuten lang mit einem Mann weniger spielst, dann muss man das 1:1 nehmen. Über die rote Karte braucht man nicht diskutieren. Natürlich war das keine Absicht aber Serrano trifft den Gegner richtig schlimm. Emotionen hin oder her aber Ilzer verhält sich leider seit langem sehr unsportlich.
Seit der Hinrunde fehlt auch ein wenig das Spielglück. So ein Gegentor hätte die Mannschaft zu Beginn der Saison wohl nicht bekommen. Umgekehrt wäre die Chance von Horvat wahrscheinlich irgendwie reingegangen.
Naja, jetzt kommt bald die Winterpause. Die letzten 2 Spiele sollte man noch irgendwie positiv absolvieren und dann können sich die Spieler wieder etwas erholen und die Verletzten wieder zurückkommen. Ich bin mir sicher, dass die Mannschaft im Frühjahr spielerisch ein besseres Gesicht zeigen wird. Vielleicht sollte man es wieder mit der Raute probieren. Was mich ein wenig wundert ist, warum man seit langem nicht mehr darauf setzt. Ist es wegen den beiden Spielen gegen PSV Eindhoven? Die sind derzeit 2. in der Champions League Gruppe. Das ist eine richtig gute Mannschaft. Das wird eben von vielen schnell vergessen, weil sie „nur“ in den Niederlanden spielen.
Am Ende des Tages darf man aber auch nicht vergessen, dass die Erwartungen gestiegen sind, da der Verein seit Jahren vieles richtig macht und das zum Teil „meckern auf höchstem Niveau“ ist. 🙂