Bilanz: Die Wintertransfers der letzten zehn Jahre
Mit der etwas undurchsichtigen, leihweisen Verpflichtung des englischen Torhüters Arthur Okonkwo wurde auch in dieser (noch nie so langen) Winterpause wieder versucht, den Profi-Kader des SK Sturm upzugraden. Passieren solche Transaktionen aus der Not heraus? Wird versucht gewisse Lücken zu füllen? Stellen solche Personalien statistisch Glücksfälle dar? Und können sie eine Mannschaft für die zweite Saisonhälfte auch wirklich positiv pushen? Wir haben uns die Wintertransfers des SK Sturm in den letzten zehn Jahren angeschaut und Bilanz gezogen (Anm.: Unsere Bewertungen beziehen sich nur auf die jeweils erste Frühjahrssaison der betreffenden Neuzugänge).
2013/2014:
Jelani Smith: Der Kanadier, heute noch der Inbegriff eines Transfer-Missverständnisses, wurde bereits im November 2013 für die kommende Halbsaison verpflichtet. Zunächst fehlte es an einer Arbeitsgenehmigung, im Frühjahr lief Smith dann drei Mal für die Sturm-Amateure in der Regionalliga-Mitte auf. Im Sommer war das kanadische Abenteuer schon wieder vorbei. Smith trat später noch für kurze Zeit in der Niedersachsenliga gegen den Ball, kehrte aber danach in seine Heimat zurück. Heute ist er – noch immer erst 30-jährig – Teammanager des Forge FC in Ontario. (FLOP)

Jelani Smith, ein echter Winter-Transfer-Flop (c) Wikimedia Commons/Canada Soccer Fan
2014/2015:
Wilson Kamavuaka: Sehr viel Kampf, aber auch oft ein Krampf. So kann man die Zeit des Deutsch-Kongolesen in Graz kurz umreißen. Im Jänner 2015 vom KV Mechelen verpflichtet, blieb Kamavuaka für eineinhalb Jahren bei den Blackys, 38 Bundesliga-Spiele stehen auf seiner Habenseite. Kama kickte danach noch in Griechenland, Deutschland und Polen, avancierte zum zehnfachen Nationalteamspieler Kongos, zuletzt war er in Finnland tätig. Aktuell ist der 32-Jährige wieder einmal auf Vereinssuche. (MITLÄUFER)

© SturmNetz.at
Igor Oshchypko: Der Ukrainer kam 2015 von Karpaty Lviv und bestritt für die Blackys ganze drei Pflichtspiele. Der Außenverteidiger hatte zuvor auch drei Länderspiele für sein Heimatland absolviert, nach seinem Kurzgastspiel in der Steiermark pflügte er noch fünf Jahre lang diverse osteuropäische Fußballplätze ab. Aktuell ist er Co-Trainer der U19 bei Vorskla Poltava. (FLOP)
Donis Avdijaj: Wohl der exzentrischste Winterkauf der letzten zehn Jahre. Was viele ob diverser Nebenschauplätze oft vergessen: Avdijaj funktionierte bei Sturm vom Start weg, war eineinhalb Jahre lang absoluter Stammspieler und erzielte in 45 Pflichtspielen für die Blackys 13 Tore. Avdijaj fühlte sich in Graz sehr wohl, allerdings galt es als offenes Geheimnis, dass einige seiner Mitspieler mit seiner Sonderstellung innerhalb des Teams so ihre Probleme hatten. Nach einer echten Odyssee ist er nun beim Ex-Foda Klub FC Zürich angekommen, wo er im Herbst recht unaufgeregt bereits 16 Pflichtspiele absolvierte. (TOP)

Donis Avdijaj kam im Winter 2014/2015 (c) Martin Hirtenfellner Fotographie
Bright Edomwonyi: „Edi“ wurde im Jänner 2015 im Zuge des Djuricin-Deals mit RB Salzburg verpflichtet. Zum ersten Mal im Sturmdress torjubelte der Stürmer allerdings erst fast zwölf Monate später. Im Winter 2018 kam er dann nochmalig als Wintertransfer nach Graz und erzielte in dieser, seiner zweiten ersten Halbsaison dann immerhin drei Treffer. (FLOP)
2015/2016
James Jeggo: 2016 kam der in Wien geborene Blondschopf von Adelaide United über die halbe Weltkugel nach Graz. Nach einem zunächst schweren Stand mit einer halben Saison praktisch ohne Spielzeit mauserte er sich erst in den folgenden eineinhalb Jahren zum Publikumsliebling. Besonders seine kongeniale Partnerschaft mit Uros Matic wird jedem Sturm-Fan in Erinnerung bleiben. Überhaupt nicht kongenial war dann sein Wechsel zum Pleiteklub am Verteilerkreis. Aktuell kickt Jeggo bei KAS Eupen in Belgien. Obwohl im Panini-Heft zur WM im Katar vertreten, stand der 15-fache australische Nationalteamspieler dann doch nicht im Kader der Socceroos. (FLOP)

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Anastasios Avlonitis: Der Grieche kam leihweise aus Piräus nach Graz und schlug gleich ein. Im Frühjahr 2016 absolvierte er 17 Spiele für Sturm und wurde damals von der SturmNetz-Leserschaft zum besten Feldspieler des Halbjahres gewählt. Aus einer fixen Verpflichtung wurde – auch verletzungsbedingt – nichts, 2020 kehrte der Innenverteidiger dann aber doch noch einmal für eineinhalb Jahre zu Sturm zurück. Nachdem er zuletzt ein halbes Jahr ohne Klub da stand, unterschrieb er kürzlich bei Panserraikos in der zweiten griechischen Liga. (TOP)

Avlonitis nach der Landung in Graz – ein Foto, das in Messendorf einst für viel Aufregung sorgte 🙂 © SturmNetz.at
2016/2017
Martin Ovenstad: Ein weiterer Inbegriff eines völlig verkorksten Wintertransfers. Eigentlich hatte der zentrale Mittelfeldspieler bis 2019 in Graz unterschrieben, nach nur einem Jahr kehrte er jedoch wieder in seine Heimat zurück – ganze fünf Pflichtspiele in Schwarz-Weiß später. Aktuell kickt er bei Mjondalen IF in der zweiten norwegischen Liga. (FLOP)
Seifedin Chabbi: Aus St. Gallen für eine symbolische Summe (Zitat des damaligen Pressesprechers der Schweizer) geholt, konnte der Vorarlberger nie die in ihn gesteckten Erwartungen erfüllen. Nach sieben Einsätzen ohne einen einzigen Torerfolg hatte es sich nach nur einem halben Jahr in Graz schon wieder ausgechabbit. (FLOP)
Baris Atik: Die Leihgabe aus Hoffenheim verweilte auch nur ein halbes Jahr in Graz, im Gegensatz zu Chabbi und Ovenstad jedoch, bleiben diese spektakulärst in Erinnerung. Von Liebenau aus kletterte er auf den Betzenberg, aktuell ist Atik einer der herausragendsten Kicker der Zweiten Deutschen Bundesliga und in Magdeburg unter Vertrag. (TOP)
2017/2018
Thomas Schrammel: Als Notlösung aufgrund des Abganges von Lykogiannis in die Serie-A gekommen, hielt sich der Ex-Rapidler länger in Graz als viele es zunächst erwartet hätten. So kam Schrammel in dann insgesamt zweieinhalb Jahren bei Sturm auf 47 Pflichtspieleinsätze. Nach seiner Zeit bei den Blackys beendete er seine Profikarriere. (MITLÄUFER)
Jakob Jantscher: Am selben Tag, als die Rückholung von Edomwonyi (siehe oben) verkündet wurde, verlautbarte Sturm in Person von Günter Kreissl im Jänner 2018 auch die Rückkehr von JJ im Jänner 2018 mit Pauken und Trompeten. Fünf Jahre später darf man getrost behaupten, dass diese glamoureske Inszenierung völlig zurecht erfolgte. (TOP)
2018/2019
Arnel Jakupovic: Der damals 20-jährige österreichische Stürmer wechselte im Jänner 2019 leihweise von Empoli zum SK Sturm. Bilanz: Sechs Einsätze, null Tore, null Torvorlagen, fünf Niederlagen, ein Remis. Aktuell kickt Jakupovic zusammen mit Sturm(Netz)-Legende Daniel Offenbacher in Domzale. (FLOP)

(c) SturmNetz
Juan Dominguez: Im Feber 2019 wurde der SK Sturm nochmals aktiv, verpflichtete den damals vereinslosen Spanier und stattete ihn mit einem Vertrag bis in den Sommer 2020 aus. Nach einem holprigen Start konnte sich der Sechser in Graz schnell eingewöhnen. Sein Kontrakt wurde eineinhalb Jahre und 46 Pflichtspiele später allerdings nicht mehr verlängert, aktuell spielt der Mittelfeldspieler bei Asteras Tripoli in der ersten griechischen Liga. (MITLÄUFER)
2019/2020
Kevin Friesenbichler: Der damals 25-Jährige kam 2020 im Last-Minute-Modus vom deutschen Zweitligisten VfL Osnabrück und unterschrieb bei den Schwarz-Weißen einen Vertrag bis Sommer 2021 plus Option auf ein weiteres Jahr. Mit nur fünf Tore in eineinhalb Jahren konnte er jedoch die in ihn gesetzten Hoffnungen nie erfüllen, gegen Ende seiner Vertragslaufzeit wurde er zudem kaum noch eingesetzt. Der Stürmer vertschüsste sich Richtung Lettland, seit wenigen Tagen steht er beim polnischen Erstligisten Lechia Gdansk unter Vertrag. (FLOP)

(c) Martin Hirtenfellner Fotografie
Lukas Jäger: Vom FC Nürnberg kommend, wurde der ehemalige Altacher mit einem zweieinhalb Jahre dauernden Vertrag ausgestattet. Zumeist grundsolide erfüllte er diesen dann auch, streifte dabei 77 mal das Trikot der Blackys über und kehrte im Sommer 2022 ins Ländle zurück. (MITLÄUFER)
2020/2021:
Kelvin Yeboah: Mit vier Toren und fünf Assists trug der ghanaisch-italienische Doppelstaatsbürger wesentlich zu der teils beachtlichen Herbstsaison 2020 seines ehemaligen Klubs Wattens bei, als Sturm Yeboah im Jänner 2021 an die Mur lotste. SturmNetz bezeichnete ihn damals „durchaus als einen möglichen Perspektivspieler“ (sic!). Nur ein halbes Jahr und zwanzig Tore später wechselte er gen Genua, aktuell steht er kurz vor einer Vertragsunterzeichnung beim FC Augsburg. (TOP)

(c) Martin Hirtenfellner – Fotografie
2021/2022
Luca Kronberger: Bereits im November 2021 vermeldete der SK den ersten Wintertransfer in dieser Spielzeit: Luca Kronberger wechselte ab Jänner von der Admira nach Graz und unterschrieb einen Vertrag bis Sommer 2025 mit Option auf ein weiteres Jahr. Doch der 19-jährige U21-Nationalteamspieler hält für Sturm bislang erst bei neun Pflichtspieleinsätzen sowie einem Treffer, erzielt beim Cupauswärtsspiel gegen Röthis. Ende August wurde er leihweise nach Ried abgegeben, wo er zwar zu mehr Einsatzminuten kommt, aber auch dort noch weit weg vom Status eines Stammspielers ist. (FLOP)
Rasmus Højlund: Sieben Monate da, zwölf Buden gemacht: Unterm Strich blieb dem SK Sturm dank des Dänen ein satter Gewinn von mehr als 15 Millionen Euro. Højlund steht als Inbegriff dafür, was im modernen Fußball auch hierzulande möglich ist. Aktuell soll der AC Milan hinter dem Stürmer – der in der Serie A zuletzt drei Mal in Folge netzte – her sein. (TOP)
Bilanz: 6x TOP, 4x MITLÄUFER, 9x FLOP – wobei der Pfeil Richtung „Gelungene Wintertransfers“ dank Yeboah und Højlund steil nach oben zeigt
Wow, auf Dominguez kann ich mich gar nimmer erinnern…
Srdjan Pavlov war auch so ein Kandidat. Von Jakupovic hab ich mir damals viel erwartet. Den hat mMn Mählich am Gewissen
Laut dieser Statistik (danke dafür) ist eigentlich Yeboah vorn.
Juan Dominguez: “Sein Kontrakt wurde eineinhalb Jahre und 46 Pflichtspiele allerdings nicht mehr verlängert.” Danach dann schon? 😉
Hab hier auf gefällt mir gedrückt nur damit ich auch Daumen runter drücken kann!
Wenn schon klugschei… Dan aber richtig!
Denn wenn ein Vertrag nicht mehr verlängert wird gibt es danach auch keinen mehr um zu verlängern…
Langsam reiten Cowboy! @Bozo Bazooka hat nur mit einem Augenzwinkern darauf hingewiesen, dass in der ursprünglichen Version des Artikels das Wort „später“ nach dem Wort „Pflichtspiele“ fehlte. Ich konnte da kein Klugkoten erkennen…
James Jeggo war aus meiner Sicht mit Sicherheit kein Flop. Er hat im ersten Jahr zwar nicht viel gespielt, aber danach war er der gesetzte Sechser. Mit Jeggo wurden wir Cupsieger. Man sollte hier nicht nur seinen zweifelsohne nicht sehr ruhmreichen Wechsel zur Austria sehen, aber die haben ihm halt mehr bezahlt. Ebenso ganz anders sehe ich die Situation bei Avdijaj. Der war in seinen eineinhalb Jahren bei Sturm sicher mehr als ein Drittel der Zeit verletzt (oder verletzt gemeldet). Das war meist genau jene Zeit, in der die entscheidenden Spiele waren. Die Platzierungen von Sturm in der Zeit von Avdijaj sprechen auch für sich. Daher sollte die Bewertung bei Jeggo und Avidijaj genau umgekehrt sein, denn Jeggo hat einen Titel erspielt und erkämpft.
100% agree. Vor seinem Abgang war Jeggo einer meiner Lieblingssspieler. Er erinnerte mich etwas an Roman Mählich. Definitiv kein Flop.
Sehen wir es positiv: Heute können wir Spieler von der Austria loseisen!
Jap seh ich genauso mit Jeggo und Donis. Jeggo war nachm ersten Eingewöhnungsjahr ein top 6er, der extrem Mannschaftsdienlich war – Matic hätte ohne Jeggo nicht zeigen können, was er zeigte. Bei Donis genau andersrum: hat immer ohne Rücksicht auf die Mitspieler gespielt, mit dem Kopf durch die Wand, wenn auch trickreich. Donis war damals halt der Einäugige unter den Blinden, mehr nicht. Daher Jeggo TOP und Donis FLOP.
bin ganz deiner meinung. jeggo war unterm strich definitiv einer von den guten.
und mit avdijaj geh ich noch härter ins gericht als du. ich bin der meinung, der hat uns nie wirklich weitergeholfen. war oft verletzt und wenn er am platz war, hat er sich viele chance erarbeitet, aber mindestens genau soviele kläglich verklopft, meist durch eigensinnige und egozentrische spielweise. dazu blöd wie bohnenstroh…
es ist für mich gar nicht nachvollziehbar, warum der sich so oft zurückgewünscht wird, ichwar froh, wie der wieder weg war.
Aber wie oben angemerkt: die Bewertung bezieht sich jeweils nur auf das erste Frühjahr… von dem her ist’s schon in Ordnung
Das steht zwar oben in der Einleitung, dann darf der Verfasser jedoch nicht die Gesamtbilanz wie bei Avdijaj angeben. Da sollte dann schon die Bilanz des ersten Halbjahres stehen (inkl. Zickenanfälle unseres damaligen Kleinkindes) ;-).
Also bitte, wenns nur um das erste Frühjahr gehen soll, dann sollte man sich JJ´s Performance vlt nochmal zu Gemüte führen! 14 Einsätze bei 3 Assists kann mit Sicherheit keine Qualifikation zur TOP-Kategorie sein…
OT: Hat jemand das Testspiel gesehen? Wie hat sich unser neuer Tormann angestellt?
Ja, ich habe es mir angesehen, er wirkte sehr verunsichert und spielt mir hinten ein bisserl zu viel mit dem Ball herum, aber gut es war sein erstes Spiel und er kennt ja auch seine Vorderleute noch nicht, mal sehen wie sich das entwickelt.