Befreiung statt Debakel

Spielbericht: FK Mladost Podgorica vs. SK Sturm Graz

Alles oder nichts. Und auch ein bisschen David gegen Goliath. Dennoch steht Letztgenannter schon etwas mit dem Rücken zur Wand. Eine Wand, so die allgemeine Annahme, wird auch neuerlich auf Sturm in des Gegners Strafraumnähe warten. Sei es aber wie es sei, ein Tor muss her und das möglichst rasch, um das Nervenkostüm aller Blackys nicht gänzlich überzustrapazieren. Chefcoach Franco Foda meint es in Punkto Offensive jedenfalls todernst: Sandi Lovric bildet an diesem Abend die Solo-Sechs. Richtig gehört.

Spannung

Sturm drückt auch sofort zumindest ein bisschen ins Gas, wenngleich es sich dabei um kein kopfloses Drauflosstürmen handelt. Und der montenegrinische Beton ist dann auch tatsächlich nicht so hart angerührt, wie das eigentlich zu erwarten war. Den ersten Torschuss gab es dann in Minute 10: Zunächst holt Stefan Hierländer nach sehenswertem Dribbling einen Freistoß aus guter Position heraus. Diesen hämmert Charalampos Lykogiannis gen Kasten, doch der Schlussmann von Podgorica, Damir Ljuljanovic, kann entschärfen. Und wie bereits zuvor angedeutet, trauen sich die Gastgeber auch offensiv ein bisschen was zu. Schon in der zwölften Minute hätte es klingeln können: Marko Cetkovic haut das Spielgerät unter Bedrängnis jedoch aus aussichtsreicher Position weit über das Gehäuse von Jörg Siebenhandl. Kurze Zeit ist es abermals die Nummer 19 des Heimteams, doch der Versuch eines Hebers missglückt völlig. Siebenhandl, der zuvor rausrücken musste, um zu klären, stand dabei weit vor seinem Tor. Es entwickelt sich nun ein munteres Hin und Her. Die weitaus besseren Möglichkeiten hat aber, wenig überraschend, Sturm. Alleine Marvin Potzmann hätte beinahe zwei Mal genetzt, doch bei einem sehenswerten Kopfball und einem satten Schuss aus spitzem Winkel kann sich Ljuljanovic auszeichnen – dennoch sehr starke Aktionen von Potzmann. Das Tor will aber einfach nicht fallen. Doch es scheint, als bräuchte Sturm nur dieses eine Tor, um dann endgültig rasch alles klar zu machen. Gleichzeitig entsteht allerdings ebenfalls wieder der Eindruck, dass Sturm offensiv relativ planlos zu Werke geht und es an zündenden Ideen grundsätzlich einfach fehlt.

 

© Martin Hirtenfellner Fotografie

Erlösung

Zumindest bis zu diesem Moment. Denn dann fällt es doch, das herbeigesehnte, erlösende, unfassbar wichtige und noch dazu sehr schön herausgespielte Tor! Thorsten Röcher setzt sich am gegnerischen Sechzehner genial durch, spielt den Doppelpass mit Deni Alar, der die Kapitänsschleife trägt, und bezwingt den heute besser disponierten Schlussmann von Podgorica. Wir schreiben die 34. Minute. Die zuvor angestellte Behauptung sollte sich nun auch bald bewahrheiten. Sturm wirkt jetzt völlig gelöst, man möchte fast sagen entfesselt, würde es sich beim Gegner nicht um ein qualitativ weitaus schwächeres Team handeln, der derartige Bezeichnungen eigentlich nicht erlaubt. Heute sei uns das jedoch völlig egal. Sturm dreht jetzt auf. Der enorme Qualitätsunterschied zwischen den beiden Mannschaften könnte jetzt kaum offensichtlicher sein. Sturm weiß diesen Umstand auch rasch in Zählbares umzumünzen. Nur fünf Minuten nach dem Führungstreffer erhöht Philipp Zulechner auf 2:0. Aus 18 Metern zieht dieser ab und trifft punktgenau flach ins Eck. Tolles Tor! Spätestens jetzt ist eigentlich schon alles klar. Es geht also entspannt in die Halbzeit. Danach dauert es gar nur eine Minute, ehe der heutige Kapitän Deni Alar mit einem Traumtor abermals erhöht. Aus rund 35 Metern knallt er das Leder so richtig rein ins Glück. Die letzten Zweifel, dass der Aufsteiger in die dritte EL-Qualifikationsrunde nicht Sturm heißen könnte, sind nun natürlich endgültig dahin. Mladost Podgorica kann Sturm jetzt gar nichts mehr entgegensetzen. Abgesehen von einem zurecht aberkannten Abseitstor, dem ein durchaus abgebrühter Abschluss vorausging, geht von den Hausherren keinerlei Gefahr mehr aus.

© Martin Hirtenfellner Fotografie

Gnade

Sturm verzichtet dann in Person von Deni Alar auf ein weiteres Tor. Wüsste man es nicht besser, man möchte fast glauben, dass er den einfach nicht machen wollte. Zunächst schießt er einen zurecht gegebenen Elfer ganz schwach zentral auf Damir Ljubjanovic, dann vernebelt er alleinstehend die Nachschussmöglichkeit in Slap-Stick-Manier. Die Blackys schalten jetzt merklich einen Gang hinunter. Oder drei. Allzu viel passiert dann bis zum Ende auch tatsächlich nicht mehr. Sturm schont Kräfte und spielt das Ganze locker herunter. Nach diversen Strapazen im Zuge einer 14-stündigen Anreise lässt es sich mit dem Aufstieg im Gepäck nun noch etwas besser an der wunderschönen Küste Montenegros entspannen. Den Gastgebern bleibt als Trost zumindest die Möglichkeit, sich um ein Freundschaftsspiel gegen Fenerbahce bemühen zu können.

Spieldaten

Stimmen:

Günter Kreissl, wie ist das Gefühl nach dem Aufstieg?

Christian Jauk, wie groß ist der Stein der Ihnen vom Herzen gefallen ist?

Tomas Tebbich, wie wichtig ist der Aufstieg aus wirtschaftlicher Sicht?

Was kann der SK Sturm aus der Europa Cup rausholen?

Wie wichtig war dieses Spiel im Hinblick auf den Kartenverkauf für die kommenden Spiele?

Und jetzt folgt die Gruppenphase der EL?

Wie groß stehen die Chancen?

Deni Alar, wie sehr schmerzt der verschossene Elfer?

Kratzt das am Selbstvertrauen?

Der nächste sitzt also wieder?

Franco Foda, Ihre Meinung zum Spiel?

Next Stop Istanbul.

Wann war für Sie klar, der Aufstieg ist fix, da passiert nichts mehr?

Deni Alar schießt Traumtore, aber trifft keine Elfmeter?

Braucht man noch einen Stürmer?

Ist das 4-3-3 auch das System für die Zukunft?

Sind Sie stolz auf ihre Mannschaft?

Galerie:

8 Kommentare

  1. sflany sagt:

    Na bitte, geht doch! Warum nicht in der Vorwoche auch?

  2. vampy99 sagt:

    Ein weiterer IV steht kurz vor der Verpflichtung :-).

     

  3. RAM6I sagt:

    Endlich der erhoffte Sieg. Nicht mehr nicht weniger.

    FK Mladost Podgorica muss Foda enorm beeindruckt haben, wenn jetzt noch ein IV kommt. 😉

    Natürlich ist die derzeitige IV Situation ein Grund dafür aber wenn alle wieder fit sind? Es könnten auch schon die Planungen für Winter/next Saison sein. Da vll. aktuelle ausstehende Vertragsverlängerungen nicht vielversprechend aussehen. Mal schauen…

    Auf alle Fälle muss gegen St.Pölten mehr kommen und gegen Fenerbahce wird es interessant. Da müssen wir das Spiel nicht machen..zum Abschluss…

    A wirklich sauberer, toller Treffer von Alar.

  4. graz4ever sagt:

    A wirklich starker Auftritt, schaut mmg aber halt a ein bissl Anders aus..

    Weiß net, besonders offensiv hat mi das gestern wenig bis garnet, beeindruckt leider..

    Gegen Fener muss da no a gewaltige Leistungsexplosion kommen, um a reale Chance zu haben.. Besonders müssens um vieles präziser werden im Passspiel..

    • jorge72 sagt:

      wieder einmal realitätsverweigerung pur. ich neige sicher nicht dazu alles schön zu reden. aber alles schlecht zu reden scheint hier bei einigen system zu haben….

  5. Ennstaler sagt:

    Kompliment an Franco Foda, er hat im Rückspiel Sturm super eingestellt. Und neben Alar auch Zulechner als gelernten Stürmer zu bringen, beweist, dass Foda durchaus auch offensiv spielen lassen kann.
    Liebes Sturmnetz, zeig mehr Euphorie und hört auf mit dem Sudern, dass passt nur zu Weaner Bazzis.

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