Bankrotterklärung

Ziel Meistergruppe. Nach dem 2:2-Unentscheiden der Wiener Austria beim SCR Altach waren die Vorzeichen vor dem fast schon traditionellen Frühjahrsauftakt gegen den SV Mattersburg aus Sicht des SK Sturm Graz klar: Mit einem Sieg gegen die Burgenländer könnte man aufgrund des um Welten besseren Torverhältnisses im Vergleich mit den Hauptstädtern bereits heute das Ticket für das obere Play-Off lösen und sich somit eine ähnlich stressige Situation wie im vergangenen Jahr ersparen.

Allerdings musste die Mannschaft von Nestor El Maestro auf zahlreiche Stammkräfte verzichten. Stefan Hierländer, Juan Dominguez, Ivan Ljubic und Otar Kiteishvili fehlten gesperrt, zudem waren Isaac Donkor und Kiril Despodov aufgrund von Verletzungen nicht einsatzbereit. So durften gleich drei Spieler ihr Startelfdebüt geben – Lukas Jäger, Tobias Koch und Vincent Trummer liefen allesamt von Beginn weg auf. Insgesamt musste man vor Anpfiff nicht zuletzt aufgrund der Umstellungen also ein sehr defensives Sturm erwarten.

Gruber mit frühem Doppelpack

In den Anfangsminuten war davon aber relativ wenig zu sehen, die Blackys machten gleich einmal ordentlich Dampf und hatten bereits in der zweiten Spielminute die Chance auf die frühe Führung – Anastasios Avlonitis setzte einen Kopfball nach einer Ecke aber über das Tor. Kurze Zeit später verpasste zunächst Bekim Balaj eine starke Hereingabe von Thorsten Röcher, den durchrutschenden Ball konnte auch Philipp Huspek anschließend nicht präzise aufs Tor setzen. Direkt im Gegenzug gingen dann die Mattersburger mit ihrer ersten Chance in Führung. Andreas Kuen hatte auf der linken Seite viel zu viel Platz und setzte eine Flanke butterweich auf den Kopf von Andreas Gruber, der Jörg Siebenhandl in der zehnten Minute im Tor der Schwarz-Weißen überhaupt keine Chance ließ.

© Martin Hirtenfellner Fotografie

Dieser frühe Rückstand verunsicherte die junge Heimmannschaft merklich, fünf Minuten darauf war es jedoch ein Fehler eines Routiniers, der die Hypothek noch größer werden ließ. Leitgeb verstolperte die Kugel im Mittelfeld, Kuen schnappte sich das Spielgerät und bediente Gruber mit einem idealen Pass in die Schnittstelle. Wieder vollendete der ehemalige Sturm-Akteur eiskalt – 0:2 nach nicht einmal 15 Minuten. Die Gäste blieben das bessere Team und hatten in der 24. Minute die Gelegenheit auf die Entscheidung. Diesmal konnte Siebenhandl einen Schuss von Gruber aber abwehren.

„Wir wollen Sturm sehen“

Aufgrund der inferioren Leistung musste El Maestro reagieren und brachte bereits in der 27. Spielminute Jakob Jantscher. Für ihn musste der 18-jährige Tobias Koch Platz machen – für die Sturm-Jugend ein alles andere als gutes Zeichen des Trainers. Auch die Gäste mussten wenig später bereits den ersten Wechsel vornehmen: Marko Kvasina ersetzte den verletzten Doppeltorschützen Andreas Gruber. Am Spielgeschehen sollte sich aber nicht allzu viel ändern, Mattersburg dominierte die Partie nach wie vor – das lag aber vielmehr an den teils unglaublichen Fehlern der Steirer als an der Klasse des Tabellenelften. In der 34. Minute wäre Sturm beinahe dennoch der Anschlusstreffer geglückt. Nach einem schönen Zusammenspiel kam Huspek zum Abschluss, Kuster konnte jedoch parieren. Sekunden darauf setzte Jantscher einen Kopfball aus aussichtsreicher Position neben das Tor.

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Kurz vor der Pause vergaben die Mattersburger zwei Halbchancen auf das 3:0, auch Sturm wurde dank einer etwas verbesserten Darbietung das ein oder andere Mal zumindest halbwegs gefährlich. Zufriedener ging deswegen aber kein Sturm-Profi in die Kabine. Nach einer alles in allem desaströsen Vorstellung wurden die Blackys mit einem Pfeifkonzert von den 7.571 Zuschauern verabschiedet. „Wir wollen Sturm sehen“, und „Zeigt uns euer Herz und kämpft für diese Kurve“, hallte es von der Nordkurve in Richtung der eigenen Spieler. Mehr konnte man zu diesen ersten 45 Minuten wohl auch nicht sagen.

Mattersburg verpasst Entscheidung

Das dachten sich zu Beginn der zweiten Hälfte vermutlich auch alle Fans. Die Nordkurve stellte den Support ein – somit herrschte im gesamten Stadion eine gespenstische Stille. Auf dem Rasen fand Sturm nach Wiederbeginn die erste Chance vor, Kuster drehte einen Kopfball von Avlonitis in der 50. Minute aber souverän über die Latte. Auf der Gegenseite hätten die Gäste dann auf 3:0 stellen müssen. Kvasina brachte den Ball gut in die Mitte, wo Patrick Salomon zunächst geblockt wurde. Der 31-Jährige kam aber dennoch an das Spielgerät und hätte drei Meter vor der Linie eigentlich nur noch einschießen müssen. Irgendwie konnte der ansonsten erschreckend schwach agierende Lukas Spendlhofer die Grazer aber vor einem neuerlichen Gegentreffer bewahren.

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Zumindest der Wille war Sturm in der zweiten Halbzeit allerdings nicht abzusprechen. Sowohl Jantscher als auch Huspek vergaben aber jeweils eine gute Möglichkeit. Die deutlich besseren Chancen hatten dennoch nach wie vor die Burgenländer. Martin Pusic ließ nach einem guten Stanglpass die Gelegenheit auf das 3:0 aber verstreichen. Diese vergebene Chance sollte sich für den SVM beinahe umgehend rächen. Nach einem Foul am eingewechselten Kevin Friesenbichler trug Jantscher einen Freistoß gut an, Kuster war jedoch zur Stelle. Auch nach der anschließenden Ecke sollte der Ball wieder nicht im Netz zappeln, Spendlhofer erwischte das Spielgerät nicht richtig.

Jantschers Tor kommt zu spät

Der Eindruck täuschte jedoch nicht: Sturm war nun besser in der Partie – das sollte sich in der 67. Minute endlich auch auf der Anzeigetafel niederschlagen. Jakob Jantscher verwandelte einen mehr als fragwürdigen Freistoß sehenswert und küsste das bereits totgeglaubte Sturm inklusive Fans wieder wach. Wirklich mitnehmen konnten die Blackys den Schwung des Treffers aber nicht. Die erste Chance nach dem Anschlusstor fanden nämlich die Mattersburger vor. Nach einem Pressball tauchte Florian Hart alleine vor dem zuvor ausgerutschten Siebenhandl auf, die Nummer 27 der Grazer konnte den Schuss aber dennoch abwehren. Zudem hatten die Blackys Glück, dass ein Foulpfiff von Schiedsrichter Stefan Ebner ausblieb – Emanuel Sakic hatte den Mattersburger bei der versuchten Rettungstat am Bein getroffen.

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In der 83. Minute nahm El Maestro den dritten unverständlichen Wechsel vor, Thomas Schrammel ersetzte den guten Vincent Trummer. 120 Sekunden darauf hätte es fast im Kasten der Gäste eingeschlagen, sämtliche Distanzschüsse wurden von den Burgenländern aber geblockt. Es sollte dies die letzte Gelegenheit bleiben. Der SK Sturm musste sich dem SV Mattersburg trotz einer Leistungssteigerung in Halbzeit zwei verdientermaßen mit 1:2 geschlagen geben. Die Qualifikation für die Meistergruppe wurde somit verpasst. Viel schwerer wiegt allerdings die großteils enorm schwache Darbietung der Blackys. Das war eine sportliche Bankrotterklärung.

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