Back to the roots

In Graz, in Jakomini, in der Gruabn – aber doch: woanders

Diese Ausgabe von Fast wie Sturm, nur woanders befasst sich ausnahmsweise mit einem Verein innerhalb Österreichs. Genauer gesagt folgt ein Ausflug in den romantischen Unterligafußball…

 

Zurück zu den Wurzeln. Ehemaliger Sturmplatz, Gruabn. Die alten Steinstufen sind zwar geschliffen, das Knusperhäuschen längst abgerissen und die Gmeindl-Kantine dient mittlerweile als Platzwart-Kammerl. Dennoch: Die Gruabn hat noch immer ein ganz besonderes Flair. 1919 durch den Bäckersohn Alois Höller in den Besitz des Sportklub Sturm gekommen, war der Sturmplatz bis 1997 die Heimat und ein Platz der Identifikation für so viele Sturmfans. Das ist sie noch heute. Immer wieder sieht man hier vereinzelt Schwarz-Weiße über den Zaun steigen, auf der alten 1934 erbauten Holztribüne schlendern und in Erinnerungen schwelgen. Heute spielt der Klub vom Jakominigürtel etwas südlicher, in Liebenau. Die Gruabn wird allerdings weiterhin bespielt. Und zwar vom Grazer Sportklub Straßenbahn.

(c) GSC - Archiv

(c) GSC – Archiv

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Kult und Tradition – und das seit 1923 schon

Der GSC wurde – wie die Schwarz-Weißen – im Augarten gegründet und ist ein im Stadtteil Jakomini beheimateter Verein. Genau den umgekehrten Weg ging man jedoch, was den Sportplatz-Standort anbelangt. 1923 gegründet, fand man noch Mitte der 1920er Jahre seine erste Heimat dort, wo heutzutage das Areal des Stadions Graz-Liebenau steht. 1936 kamen die Grün-Weißen nach Jakomini und bauten den Sportklubplatz, gegenüber der alten Messehalle. Auf dem Areal des neuen Styria Media Center blieben diese dann auch bis 2006, ehe ihnen der wertvolle Baugrund abgekauft und die Gruabn als neue Heimstätte zur Verfügung gestellt wurden.

Einst galt der Sportklub als Aushängeschild des steirischen Fußballsports. 1934 bekamen sie feierlich, nach einer 110-tägigen Reise nach Niederländisch-Indien (das heutige Indonesien) und sehr erfolgreichen 17 Siegen aus 19 Spielen, den steirischen Panther verliehen, der noch heute das Wappen des Vereines ziert. Mit Beginn des zweiten Weltkrieges war es dem steirischen Meister erstmals vergönnt in der Wiener Liga mitzuspielen, quasi als höchste Leistungsstufe der damaligen Ostmark und ähnlich wie der SK Sturm ab 1949 in der Staatsliga, vertrat der GSC die Steiermark als erster Nicht-Wiener Teilnehmer und hielt sich dort sogar zwei Jahre. Auch nach dem Weltkrieg war man schnell wieder obenauf. So spielte der Sportklub 1952/53 sogar noch eine dritte Saison in Österreichs höchster Spielklasse, verpasste den Klassenerhalt jedoch trotz Siegen über den FAC, den GAK und Rapid Wien durch ein spektakuläres 3:12 gegen die Wiener Austria in der letzten Runde.

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(c) GSC – Archiv

Nicht für großes Geld

Heute findet man in der Gruabn kaum mehr als 80-100 Besucher, dafür eine ungewohnt gute Stimmung für das Fußball-Unterhaus. Die „Tramway Funatix“ sind eine ultraorientierte Gruppe, die sich seit bald fünf Jahren für eine willkommene Abwechslung im Amateurfußball verantwortlich zeigen. Der GSC ist mittlerweile, wie Sturm, zu einem Kultklub geworden. Dreimal wurden die Grün-Weißen steirischer Landesmeister, ebenso oft Pokalsieger. Doch wie Sturm sah und sieht es finanziell stets weniger rosig aus. Nicht zuletzt deswegen findet sich der Sportklub seit voriger Saison wieder in der letzten Leistungsstufe, der 1. Klasse wieder. Beim Heimspiel letztes Wochenende gegen die Sportunion Semriach waren gut 90 Besucher gekommen und durften zumindest einen durchaus ansprechenden 2:1-Sieg bejubeln. Mit sieben Punkten aus vier Spielen ist Grün-Weiß so gut wie seit Jahren nicht mehr in eine Saison gestartet. Fußballerisch ist man hier bescheiden geworden, doch die Leidenschaft und der Aufwind – spätestens seitdem die Jugendabteilung des GSC seit gut fünf Jahren wieder blüht – sind hier überall zu spüren. Aber zu spüren ist auch noch das Flair von früher, der Sturmgeist, der durch den Augarten über den Jakominigürtel weht.

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Die Parallelen zu Sturm?

Ein Traditionsklub aus der schönsten Stadt der Welt. Das passt. Ebenso im Augarten gegründet und Jakomini als Heimat. Passt auch. Sogar einige Sturm-Spiele wurden am Sportklubplatz ausgetragen, speziell 1958/59, als der Sturmplatz aufgrund von großen Umbauarbeiten rund um den 50. Geburtstag der Schwarz-Weißen gesperrt war.

Zwar kann der GSC durchaus mit den Erfolgen von Sturm in den ersten gut 50 Bestandsjahren mithalten, die jüngere Geschichte allerdings darf man sportlich nicht vergleichen.

Ähnlich wie bei Sturm ist auch beim Sportklub das Klubwappen ein heiß diskutiertes Thema. Sechseck vs. allein stehenden Panther. Historisch und ursprünglich vs. sich aus technischer Unfähigkeit/Unwissenheit einfach gemacht.

Sehr viele Spieler, die später bei Sturm groß wurden, liefen zuvor (oder danach) auch im Dress des GSC auf. Josef Meszaros, Franz Mikscha, Helmut Senekowitsch, Otto Konrad oder Patrick Wolf sind hier nur die bekanntesten Namen.

Die Vereinsfarben sind weniger vergleichbar. Man könnte dem GSC mit viel gutem Willen zumindest noch adjustieren, dass die Farben unseres Bundeslandes Steiermark im Spiel sind.

„In dieser Liga spielt man nicht für großes Geld – und schon gar nicht für das Fernsehen dieser Welt. Das ist was uns gefällt, den Sport am Leben hält – die Liebe zum Verein ist das, was zählt“, heißt es in einem der vielen stimmigen Liedern des Fanklubs. Wenn man guten Fußball sehen möchte, sucht man beim GSC vergeblich danach. Dieser Klub hat ganz anderes zu bieten. Eine ehrgeizige, junge Mannschaft, die ohne etwas zu verdienen für den Verein alles gibt, wie auch ihre Fans das tun. Fußball auf einer ursprünglichen, ehrlichen Basis, mit einer Jugend im Hintergrund, die aktuell das sportliche Aushängeschild bilden. Wenn man in der Gruabn zu Besuch ist, hat man ganz automatisch unzählige Parallelen zum Sportklub Sturm. Aber man hat auch den Sportklub und die Liebe zum Spiel.

(c) GSC - Archiv

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5 Kommentare

  1. ultrasneverdie sagt:

    ich kann mit dem früheren rivalen und seinen semi-aufgeklärten „ultras“ nichts anfangen… in der gruabn nur sturm!

  2. zilkowicht sagt:

    also ich kenne ein paar von dem tramway funatix und muss wirklich sagen dass es sich hier um eine richtig dufte Runde handelt, welche auch wirklich sehr engagiert ist und für das richtige einsteht!

  3. Adrian Pennino sagt:

    „Ein Traditionsklub aus der schönsten Stadt der Welt. Das passt.“
    ..das passt, wie der gesamte Artikel!!
    macht Lust, in die Gruabn zu schaun

    p.s.: wieso schauts bei denen geldtechnisch net so rosig aus, wenn ihnen der wertvolle Baugrund abgekauft wurde? haben da etwa die falschen am Verkauf verdient?

  4. Arch Stanton sagt:

    sehr schöner Artikel.. und schöne Bandenwerbung am zweiten Bild!!

  5. 12terMann sagt:

    Wunderbarer Artikel!
    Ich kann allen Sturm-Fans nur empfehlen, zu den Heimspielen des GSC zu kommen und sich diesen ehrlichen Fußball einmal zu geben. Gruabn-Feeling inklusive. Und nehmt eure Söhne und Töchter mit, um ihnen zu zeigen, wo unser Sportklub Sturm Graz seine Wurzeln hat!
    Die nächste Gelegenheit dazu:
    Sa, 12.09., 16 Uhr: GSC – USV Stiwoll – unser SK Sturm spielt erst am Sonntag in Mattersburg, von dem her gibt es keine Ausrede 😉
    Übrigens: Auch die Facebook-Seite des GSC kann sich sehen lassen und ist stets aktuell
    https://www.facebook.com/GrazerSC

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