Auf Messendorfs Schneide
Auch heuer möchten wir euch die Zeit bis zum heiligen Abend etwas versüßen. Im heurigen Advent blicken wir zurück auf einige denkwürdige Ereignisse aus 3,5 Jahren SturmNetz. Hinter Türchen Nr. 2 versteckt sich ein kleiner Schwank aus dem Leben eines SturmNetz-Redakteurs, der im Trainingszentrum des SK Sturm schon so einige Hürden nehmen musste.
Messendorf
Ein komisch anmutender Name. Seit 1989 trainiert die Kampfmannschaft des SK Sturm mit Unterbrechungen in der Katastralgemeinde in Graz-St. Peter. Die Amateur- sowie die Damenmannschaft tragen ihre Meisterschaftsheimspiele am Sternäckerweg aus. Warum also Messendorf? Wo heute das Trainingszentrum der Blackys steht, war früher kein Graz, sondern das 1233 urkundlich erwähnte Mezzendorf. Mezze gibt es in der Kantine Messendorf nicht, dafür Frankfurter und reichlich Bier. In Messendorf messen sich also diverse Teams mit diversen Mannschaften des SK Sturm. Spielen die Damen der Schwoazn, ist die Messe meist bereits vor Anpfiff gelesen, ist nicht gerade der Ligakrösus aus St. Pölten zu Gast. Und trägt der SK Sturm wieder einmal ein Testspiel in der Winterpause aus, darf mit messerscharfer Kälte zu rechnen sein.
Messendorf ist kein place-to-be für Journalisten oder zumindest für Leute, die gerne Berichterstattung üben. Vor allem nicht im Winter. Zumindest dann, wenn man nicht den hauseigenen Medien angehört. Die Rede sei hier nicht vom kuscheligen Zimmerchen, in dem vor den Spieltagen die Pressekonferenzen abgehalten werden oder der wohlig-warmen Kantine, wo uns zu Interviewterminen Spieler und Spielerinnen Rede und Antwort stehen. Vielmehr geht es um die Spielberichterstattung bei Damen-, Amateur- oder eben Testspielen der Kampfmannschaft. Pressetribüne: Fehlanzeige. Das Positive: Auf Platz 1 gibt es immerhin überhaupt eine Tribüne. Willst du ein Spiel über 90 Minuten covern und hat dein Laptop eine Laufzeit von Christian Schulz, darfst du dein Simon-Piesinger-langes Verlängerungskabel nicht vergessen, um dein Arbeitsgerät von einer einzelnen Steckdose an der Kantinenwand mit Strom zu versorgen und andere Zuschauer mit dem Kabel zu Fall zu bringen.
Live-Ticker stellen ohnehin immer ein Problemchen dar, da öffentliches Wireless-Lan non-existent ist und das Passwort „Ovi123“ für jenes vom Büro von GS Günter Kreissl unergründlich nicht funktioniert. Solltest du im laufenden Monat also zu viele (zuletzt rar gesäte) Sturm-Highlightvideos angesehen haben, kann es schon einmal vorkommen, dass deine unheimlich lustigen Gsatzerl im Live-Ticker nie online gehen. Aber wie gesagt, sieht man sich Spiele auf Platz 1 an, ist die Redakteurswelt noch in Ordnung. Lustig – und das ist zur Überraschung aller nun nicht ernst gemeint – wird es erst auf Platz 4. Da trägt der SK Sturm seine Testpartien nämlich dann aus, wenn es in der kalten Jahreszeit wieder einmal etwas zu feucht wird und die Naturrasenplätze unbespielbar werden. Der Kunstrasenplatz am anderen Ende des Trainingszentrums steht dann bereit und die Berichterstattung wird zum Improvisationstheater.
In der Anfangszeit des SturmNetz habe ich mich des Öfteren geopfert, um vor Ort für unsere Leser zu berichten. Einmal habe ich mir von daheim ein Stockerl mitgenommen, mich an die Outlinie gesetzt und mit dem ständigen Schrecken leben müssen, dass mein am Schoß befindlicher Laptop sogleich Opfer eines Öhrli-Klärungsversuches sein wird. Die Kälte zu Jahresanfang ist ohnehin dein größter Feind, selbst mit sexy Fingerlingen spürst du spätestens nach einer Halbzeit deine kleinen Finger nicht mehr und ohne Kontrolle würden deine Sätze dAAn sp apsCHAuen. Einmal wurde es so schlimm, da ist unser Star-Fotograf Martin Hirtenfellner 15 Minuten vor Spielschluss zu mir gekommen, hat mich eingepackt und gemeinsam haben wir uns in die warme Kantine gesetzt. Tor ist keines mehr gefallen, mitgekriegt hätten wir es nämlich nicht. Der Spielbericht konnte so rausgehen.
Mein größter Messendorf-Stolz wird aber auf ewig die wohl innovativste und traurigerweise sogar qualitativ hochwertiger als so manch andere, selbst erbaute Platz 4-Pressetribüne bleiben. Gemeinsam mit Kollege und Freund Florian Karner haben wir uns unter zweifelhaften Blicken anderer Anwesender aus einem Mini-Tor und Paletten unseren eigenen feinen Pressebereich aufgebaut. Komplikationsfrei war jedoch auch diese Berichterstattung freilich nicht. Als Kollege Karner sich für wenige Minuten von unserer „Tribüne“ entfernt hatte, hat er sein Handy mitgenommen. Selbstverständlich war mein Laptop, auf welchem der Live-Ticker lief, mit seinem Hotspot verbunden. Ich – an diesem Tag ohne Handy unterwegs und mit dem Laptop nun offline – konnte ihm natürlich nicht schreiben, sofort zurückzukommen. So wurde der Live-Ticker seinem Namen fünf Minuten lang nicht gerecht. In diesem Fall egal, mitgelesen haben zur damalige Zeit grob geschätzt ohnehin nur 15 Leute.
Messendorf macht es uns also nicht immer leicht, für euch zu berichten. Ihr könnt aber sicher sein, dass wir auch weiterhin für euch vor Ort sein werden. Weil’s geil ist einfach.
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