Auf den Spuren der Sturm-Geschichte

Wer beim „ultimativen SturmNetz-Quiz“  innerhalb kürzester Zeit alle elf „ungooglebaren“ Fragen richtig zu beantworten imstande ist, macht sich interessant. Daher wollten wir mehr über jenen jungen Mann erfahren und haben ihn gebeten uns seine Geschichte zu erzählen. Philipp Ulrich berichtet von einem wohl einzigarten Projekt, zieht Zwischenbilanz, verrät uns so manches Highlight und bittet SturmNetz-Leser um „sachdienliche Hinweise“.buch

Weihnachten 2008 bekommt ein Teenager aus Graz von seiner Mutter das Buch „Wir sind Sturm – 100 Jahre Grazer Fußballgeschichte“ geschenkt und ist von nun an vollends mit dem Sturm-Virus infiziert. Die Lektüre, im übrigen eine jener Memorabilas, die diesen Verein entsprechend und zufriedenstellend würdigen, ist nach einer Woche zur Gänze verschlungen. Nachhaltiger ist die Idee, welche dem Heranwachsenden beim Betrachten vieler von ihm bis dato unbekannten Helden in schwarz/weiß in den Sinn kommt:

EINE IDEE WIRD GEBOREN

ulrich gady

Der erst kürzlich verstorbene Ex-Präsident Franz Gady

„Autogramme waren für mich schon seit meiner Kindheit immer etwas Interessantes und Besonderes: Bereits als Kind habe ich Autogramme von Musikern, Schauspielern, Sportlern oder auch Autoren gesammelt. Im Zentrum meiner Sammler-Leidenschaft stand dabei allerdings immer schon Sturm Graz. Schon vor dem Erscheinen des 100-Jahr-Buches habe ich Autogramme von Spielern  im Künstler-Buch „STURM.ECHO“ gesammelt. Auf den ersten drei Seiten meiner Ausgabe befinden sich 14 Autogramme von Sturm-Spielern aus der Saison 1999/2000. Da darin jedoch keine Fotos von den Fußballern abgedruckt waren, musste ich sie auf den leeren Seiten am Anfang des Buches unterschreiben lassen. Zuhause schrieb ich dann schnell den Namen und die Position des Spielers zum jeweiligen Autogramm dazu. Als ich dann gut 10 Jahre später das 100-Jahr-Buch in den Händen hatte, gefielen mir die zahlreichen großformatigen Fotos, um die häufig viel Platz ausgespart ist. Die Idee, diese weißen Flächen rund um die Bilder dazu zu nutzen, damit sich dort ehemalige Spieler und Protagonisten verewigen können, kam mir gleich nach dem ersten Lesen des Buches. Das bot sich einfach an, da dadurch eine eindeutige Zuordnung der Unterschriften möglich war. Jedoch kam mir zunächst nur in den Sinn, Spieler und Vereins-Verantwortliche aus der aktuellen Saison (Anm.: 2008/09) unterschreiben zu lassen. Das erste Autogramm holte ich mir noch in den Weihnachtsferien, es war jenes des damaligen Sturm-Präsidenten Hans Rinner, den ich zusammen mit Christian Jauk im Trainingszentrum Messendorf Anfang Jänner 2009 traf. An Ex-Spieler oder Legenden dachte ich zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht. Erst als die 100-Jahr-DVD rauskam und ich sah, wie viele große Persönlichkeiten der Sturm-Vergangenheit noch in unmittelbarer Umgebung leben, kam mir dann die Idee einer zeitlich allumfassenden Sammlung im Buch.“

ERSTE PLANUNGEN

ulrich niederbacher

Die Unterschriften von Gernot Fraydl, Robert Pflug und Richard Niederbacher

„Ich schrieb mir zunächst die Namen jener Spieler raus, die in der 100-Jahr-DVD vorkamen und suchte im Buch eine passende Stelle für das Autogramm. Dann begann ich zu recherchieren, was diese Persönlichkeiten heutzutage so machen. Nicht wenige hatten nach ihrer Zeit bei Sturm ein Gewerbe, wie zum Beispiel Fredl Murlasits oder Rudi Schauss. Viele waren zu dieser Zeit auch Trainer bei unterklassigen Fußballklubs, so traf ich auf Hubert Kulmer (UFC Fehring), Robert Pflug (FC Gratkorn), Günther Koschak (FC Lankowitz), Heinz Thonhofer (SV Flavia Solva), Harald Holzer (ASK Voitsberg), Richard Niederbacher (SC Liezen) oder auch Fritz Benko (SV Fernitz). Acht Autogramme bekam ich im Rahmen des Benefiz-Spiels für Bozo Bakota am 11. Oktober 2009 in der Gruabn, wo sich unter anderem Andy Pichler, Walter Fuchs, Robert Kaiser, Pepi Schickelgruber, Ivica Vastic oder auch der vor kurzem leider verstorbene Franz Gady (siehe Foto) in „meinem“ Buch“ verewigten. Weitere 30 Autogramme erhielt ich bei der 100-Jahr-Feier am 19.09.2009 beim Schwarzl See, wo der gesamte Kader aus der Saison 2009/10 in meinem Buch unterschrieb.“

HIGHLIGHTS UND KURIOSITÄTEN

„In den mittlerweile fast sechs Jahren, in denen ich jetzt schon auf der Suche nach Ex-Spielern bin, gab es natürlich einige kuriose und denkwürdige Treffen. Lustig war sicher die Sache rund um das Autogramm von Dr. Günther Paulitsch: Als ich erfuhr, dass der pensionierte Richter nun Präsident des Golfclub Murstätten in Leibnitz ist, rief ich dort an und fragte nach, wann er denn wieder vor Ort sei. Dort angekommen fuhr der Rezeptionist dann mit mir auf der Suche nach Paulitsch mit dem Golf-Caddy einmal quer über den Golfplatz. Angetroffen haben wir ihn schließlich in der Umkleidekabine, als er sich gerade die Golfhandschuhe anlegte. Oder das Autogramm von Jan-Pieter Martens: Den traf ich bei einem Footvolley-Turnier in Bad Loipersdorf. JPM trat dort für sein Heimatland Belgien an. Die übrigen Turnierteilnehmer schauten ziemlich verdutzt, als sie das Bild von Martens sahen und er ein Autogramm gab. Scheinbar hatten sie keinerlei Ahnung, gegen wen sie da schon das gesamte Turnier über antraten. Denkwürdig waren auch die Treffen mit Walter Saria, Gernot Fraydl, Othmar Macher oder Eduard Finding. Saria und Fraydl nahmen sich gut 30 Minuten Zeit, mit Macher und vor allem  Finding wurde es noch länger. All diese Herren freuten sich herzlichst darüber, dass sie nicht „vergessen“ wurden und erzählten mit einer spürbaren Begeisterung von ihrer Zeit bei Sturm Graz, obwohl diese ja teilweise schon über 50 Jahre her ist.“

ZWISCHENRESÜMEE

ulrich jurtin

Das von einem Trikot herausgeschnittene Autogramm der Sturm-Legende Gernot Jurtin

„Ich kann sagen, dass die Freude bei den Spielern umso größer ist, je länger ihre aktive Zeit bereits zurückliegt. Das mit Abstand bemerkenswerteste Autogramm in meinem Buch ist eines jener, welches ich nicht selbst geholt habe. Es stammt von Gernot Jurtin. Da dieser allerdings bereits 2006 verstorben ist, hatte ich persönlich keine Möglichkeit ihn zu treffen. Ich bekam aber sein Autogramm von einem sehr guten Freund zum Geburtstag geschenkt. Dieser hatte extra eine Unterschrift von Jurtin aus einem Trikot rausgeschnitten und sie mir für das Buch geschenkt. Dieses Autogramm hat somit für mich natürlich einen ganz besonderen Stellenwert.“

 

 

PHILIPP MEETS OSIM

„Mein persönlich wichtigstes Autogramm ist jenes von Ivica Osim: Ich erfuhr aus der Zeitung, dass unser großartiger Ex-Trainer die WM-Spiele der japanischen Nationalmannschaft bei der WM 2010 aus dem Mariot-Hotel in Graz für das japanische Fernsehen kommentierte. Im Hotel angekommen traf ich in der Lobby auf seine Frau, die gemeinsam mit japanischen Journalisten dort saß. Also fragte ich Azima Osim, wann denn so cirka Ivan in der Lobby sein würde, damit ich mir ein Autogramm von ihm holen kann. Frau Osim meinte, es würde noch eine gute Stunde dauern. Selbstverständlich wartete ich solange auf ihn. Die japanischen Journalisten wurde neugierig und fragten mich, ob Osim noch immer so ein Thema in Graz ist, schließlich sei seine Zeit in Graz doch schon einige Jahre her. Lapidar entgegnete ich ihnen nur: Osim ist eine Legende.“

EIN AUSBLICK

Aktuell gibt es noch cirka 50 Personen im Buch, die in der Sammlung fehlen. Extrem schwierig ist es für Philipp Autogramme der Legionäre sowie Ex-Spieler, die im Ausland sind, zu bekommen: Zvonko Breber, Laszlo Szokolai, Josip Cop, Jorge Diaz, Sigurd Kristensen, Damir Muzek, Giuseppe Giannini oder Sergej Yuran fehlen noch. Besonders wichtig wären für ihm noch die Autogramme von Damir Grloci, Otto Baric, Mischa Petrovic oder gar Tesourinho. Auch die ehemaligen Trainer Milan Djuricic und Ladislav Jurkemik stehen bei ihm noch auf der To-Do-List.

Eine Sache, die sich im Laufe des Sammelns bei Philipp Ulrich geändert hat, ist die Tatsache, dass es ihm immer mehr um die Treffen an sich geht, als um das bloße Autogramm. Bis auf zwei Autogramme im Buch hat er alle bei persönlichen Begegnungen erhalten. All die Leute zu treffen, mit ihnen zu reden und ihnen die Hand zu geben, die über so viele Jahre hinweg den Sturm-Geist an die jeweils nächste Generation weitergegeben haben und die dafür gesorgt haben, dass Sturm Graz zu DEM Klub in der Steiermark geworden ist, das ist für ihn der ganz besondere Reiz an diesem Projekt. Das Autogramm bildet schlussendlich nur den „Beweis“ für das Treffen. Und das jetzt schon genau 108 Mal, welch erstaunliche Anzahl.

Neben den oben genannten Sturm-Persönlichkeiten fehlen Philipp noch die Unterschriften folgender Spieler:

Hans Schabus, Johann Klug, Helmut Wagner, Heli Hauser, Helmut Huberts, Heinz Zamut, Heinz Ruß, Willi Huberts, Anton Ringert, Manfred Ruth, Manfred Wirth, Rupert Marko, Franz Feirer, Georg Zellhofer, Jürgen Werner, August Starek, Markus Schupp, Adolf Remy, Ivar Schriver, Gilbert Gress und Stepjan Deveric.

„Sachdienliche Hinweise“ bitte an: guenter.ko@sturmnetz.at

Ihnen kommt diese Geschichte vertraut vor und Sie sind ähnlich „schwarz-weiß“ veranlagt? Wir sind uns sicher, es gibt viele die in Sturm viel mehr als einen „ganz gewöhnlichen“ Fußballverein sehen. SturmNetz würde auch Sie gerne portraitieren. Kontaktieren Sie uns bitte unter kontakt@sturmnetz.at.

2 Kommentare

  1. mahoni sagt:

    Also, vom Franzl Feirer weiß ich es. Finanzamt Graz-Umgebung, 1. Stock. Ich bin überzeugt, wenn man bei seiner Türe anklopft,- bekommt man ein Autogramm. Ein echt guter Typ.

  2. Fanatiker sagt:

    R.I.P Bozo Bakota, heute Nacht verstorben.

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