Auf Augenhöhe mit schwachen Linzern

Spielbericht: SK Sturm Graz vs. LASK (0:2)

Ein echter Schlager wäre es geworden. Stattdessen bekommt man einmal mehr einen obskuren Anblick zu Gesicht: Spruchbänder mit Trauerbekundungen für kürzlich verstorbene Sturm-Größen in der Nordkurve, daneben leere Ränge und eine gespenstische Stille. Fußball ohne Fans ist nichts. In näherer Zukunft wird es bekanntlich noch schlimmer. Sturm, mit einem vielversprechenden Saisonstart im Gepäck, kann für all das freilich nichts. Aus sportlicher Sicht hingegen könnte die Begegnung kaum spannender sein. So fungiert der LASK als echter Gradmesser, wie weit die sich im Aufbau und Umbruch befindliche Mannschaft nach guten Leistungen tatsächlich bereits ist. Im Vorfeld der Partie ist vielfach von einem Duell auf Augenhöhe die Rede – vor nicht allzu langer Zeit noch undenkbar.

(c) Martin Hirtenfellner Fotografie

Nichts an der Kulisse ließe auf ein Spitzenspiel schließen, das am Feld Gezeigte spricht aber zunächst eine andere Sprache. Während die Gäste aus Linz in den Anfangsminuten den Ball bereits gut laufen lassen, sind es die Blackys, die früh im Spiel für das erste Highlight sorgen. Kevin Friesenbichler startet auf der rechten Seite durch, bringt den Ball zum gut postierten, formstarken Jantscher, der allerdings verstolpert. Praktisch im Gegenzug dann die Gäste in Minute sechs: Plötzlich entblößt ein guter Pass die zu weit aufgerückte Grazer Abwehr, Husein Balic zieht nach innen, schließt staubtrocken ins lange Eck ab und lässt Siebenhandl nicht den Hauch einer Chance. Die Linzer bestrafen bereits die erste Unachtsamkeit eiskalt. Sturm läuft nun einem frühen Rückstand hinterher – eine zuletzt überaus ungewohnte Situation. Tatsächlich hinterlässt der Gegentreffer Spuren. Sturm präsentiert sich nun deutlich nervöser und fehleranfällig, die Linzer kontrollieren nun über weite Strecken die Partie. Lediglich der giftige, aber oftmals glücklose Friesenbichler strahlt Gefahr aus. Dieser ist es auch, der in der 17. Minute den Ausgleich auf dem Fuß hat. Nach einem idealen Zuspiel von Ivan Ljubic startet Friesenbichler goldrichtig, wird – alleine vor Alexander Schlager – noch etwas auf die Seite gedrängt und schließt letztlich harmlos ab. Nach rund 20 Minuten haben die Blackys wieder mehr von der Partie als die Linzer und zeigen mitunter sehenswertes Kombinationsspiel, ohne jedoch wirklich zwingend zu werden. Von den Linzern kommt in dieser Phase offensiv sehr wenig. So dauert es bis zur 40. Minute, ehe es den nächsten Aufreger gibt. Nach einem fürchterlichen Fehlpass von Stefan Hierländer im Spielaufbau kommen die Linzer plötzlich zur Riesenchance, lassen diese jedoch aus – Glück für Sturm in dieser Szene. So geht es mit dem 0:1 nach einer ausgeglichenen Partie in die Kabinen. 

(c) Martin Hirtenfellner Fotografie

Ohne personelle Änderungen ändert sich auch sehr wenig am Spiel. Ereignisarm plätschert dieses nun dahin. Der nächste Torabschluss lässt bis zur 55. Minute auf sich warten, als Andreas Kuen aus großer Distanz draufhält, damit Alexander Schlager jedoch vor keinerlei Probleme stellt. Nur wenige Augenblicke später sind es wieder die Schwarz-Weißen, die zaghaft Druck erzeugen. Im letzten Angriffsdrittel fehlt es allerdings sowohl an Präzision als auch an den zündenden Ideen. In der 64. Minute zieht Jakob Jantscher in Ermangelung einer Anspielstation aus spitzem Winkel ab und trifft das Außennetz. Während der Glaube daran, noch Punkte mitzunehmen, im Begriff ist, zu schwinden, dann plötzlich die Riesenchance für Sturm: Kevin Friesenbichler tankt sich über links durch und bringt den Ball eigentlich ideal auf Ivan Ljubic, der sofort abschließt und aus kürzester Entfernung an Schlager scheitert. Sturm hat nun endgültig die Kontrolle übernommen, auch die wenigen Besucher machen sich fortan bemerkbar. Der Ausgleich liegt nun in der Luft. Doch dieser sollte an diesem Abend nicht mehr fallen. Stattdessen sind es die Linzer, die bereits in der Nachspielzeit den Sack zumachen. Nach einem völlig misslungenen Rückpass von Amadou Dante sagt Johannes Eggestein nur noch brav danke – die Entscheidung.

(c) Martin Hirtenfellner Fotografie

Will man die Partie negativ sehen: Eine schwache Vorstellung genügte den Linzern bereits für drei relativ sichere Punkte. Das Positive: Sturm war über 90 Minuten auf Augenhöhe – vor nicht allzu langer Zeit noch undenkbar. 

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12 Kommentare

  1. black_aficionado sagt:

    Um den Loddar zu zitieren: „Wäre, wäre Fahrradkette…“

    aber hätte der Kevin ein bissal Speed, dann wäre er davon gewesen und man müsste nicht im Nachhinein darüber grübeln, warum er da nicht vor den Verteidiger kreuzt und direkt in Richtung Tor kommt. So hat er sich leider recht billig ablaufen/abdrängen lassen….
    oder hätte der JJ ein bissal einen Killer-Instinkt, dann hätte er wohl ganz zu Beginn nicht über den Ball geschlagen und in der zweiten Hz die Kugel wohl zumindest aufs Tor gebracht und nicht ins Außennetz geknallt…

    So bleibt es halt bei einem beherzten Auftritt, aus dem man das Positive mitnehmen muss. Wobei ich schon erwähnen möchte, nach den Auftritten im Frühjahr und der neuen Ausrichtung im Staff etc. hätte ich mir nicht erwartet, dass das Werkl zu dem Zeitpunkt schon fast rund läuft und wir uns in einigermaßen ruhigen Fahrwassern befinden! Bis jetzt ist da wirklich mehrheitlich gut gearbeitet worden, jetzt gilt es die letzten, entscheidenden Schritte zu gehen, sodass wir wieder zu einer wirklichen Größe in der Liga werden! Ich hab da schon das Vertrauen in die Verantwortlichen, das wird schon 🙂

    swg

    • neubeginn sagt:

      In JJ darf auch mal eine kleiner Schnitzer im fast Finish verziehen sein. So wie er und die anderen sich rein gehaut haben.
      In HZ 2 hatte er davor durch das Suchen einer Anspielstation einen Tick zu viel Zeit verstreichen lassen.
      Ja: Mit sofort Schießen hätte es eher geklappt. In anderen Situationen wäre ein zusätzlicher Blick gut gewesen(bessere Schussposition). Er blüht gerade voll auf und wird hoffentlich früher noch mehr Überblick haben um nicht nur unser Top Kicker, sondern der Top Liga Kicker zu sein.
      Da Friesie hat sich gegen schwächere enorm gesteigert und hat nun eben eine neue Herausforderung gefunden. Er ist ein guter Supporter und hat ein gutes Gespür für die Laufwege. Ich glaube an ihn: Er wird auch hierbei an der Herausforderung wachsen.
      Da Ilzer hat es bis jetzt total gut im Griff. Die nächsten Spiele werden mit den Neuen Elan noch einmal unterhaltsamer.

      Hut ab vor den bisherigen Weg. Das Sturm-Gesicht zeigt sich nun endlich. Mit starken Gegendruck und hochwertigen Gegnern wird es auch noch fertig werden.

  2. Melvinuss sagt:

    Ich hab für das wohl letzte Spiel in diesem Jahr vor Publikum noch Karten ergattert. Und bin nach dem Spiel trotz der Niederlage zufrieden nach Hause gegangen. Abgesehen von den ersten 10-20 Minuten, wo der LASK klar gezeigt hat, dass sie momentan zu den besten 3 Mannschaften in AT gehören, hat Sturm ein richtig gutes Spiel gezeigt, mit enorm viel Einsatz und Willen. Man hat viel probiert und am Ende des Tages hat es sicherlich neben der Eingespieltheit, wie es der LASK nun seit mittlerweile schon 3-4 Jahren gut vor macht, auch an Qualität (vor allem an vorderster Front) gefehlt. Einen Punkt hätte sich Sturm auf jeden Fall verdient gehabt, nach dieser Leistung.

    Und ich finde es gut, dass sich das dieses Mal auch ausnahmslos reflektiert in den (Sturmnetz-) Kommentaren niedergeschlagen hat, mit fairer und berechtigter Kritik, aber auch mit Anerkennung der unter dem Strich guten Leistung. Mit der Vorjahresmannschaft wären wir gestern untergegangen, soviel steht fest.

  3. blackfoxx sagt:

    kann mich gar nicht erinnern, nach einer Niederlage so „zufrieden“ gewesen zu sein, wahrscheinlich weil wir schon lange nicht mehr auf Augenhöhe mit einem an sich starkem Gegner waren! gute Leistung, bis zum Schluss im Rahmen der Möglichkeiten probiert was zu korrigieren, leider sind unsere Möglichkeiten nach vorne sehr begrenzt…hat sich schon gegen Ried abgezeichnet, da haben wir ja auch wesentlich bessere Chancen liegengelassen – gegen solche Gegner reicht das, gegen Top-Mannschaften muss man halt jede Chance nützen (so wie es der LASK gezeigt hat). Alles in allem aber kann man mit dem aktuellen Status zufrieden sein, das sieht wieder nach Fußball aus, wobei die Verletzungen unsere Jungen schon sehr weh tun, gerade jetzt würde auch der eigene Nachwuchs Chancen bekommen! Aktuell hat sich halt niemand was von Sturm erwartet, schauen wir mal, ob die allgemeine Zufriedenheit auch anhält, wenn wir in eine schlechtere Phase kommen und das OPO nicht erreichen…

  4. Schworza99 sagt:

    Auch wenns in der Offensive noch nicht läuft muss man schon sagen sind wir ansonsten auf einem sehr guten Weg. Wir sind stabil geworden…im Vergleich seit dem Cupsieg schon eine ganz andere Kategorie an Qualität. Da muss man Ilzer schon einmal deutlich loben. So lange ist er ja noch nicht da. Hier kann wirklich was entstehen.

    Durch Corona kann man sich halt auch keine Transfers erwarten…der Verletzungsteufel tut sein Übriges. Die Stimmung sollte viel besser sein bei dem Gezeigten nur die Gesamtsituation gibt eben wenig her.

  5. Nimrod sagt:

    Das war seit einer gefühlten Ewigkeit ein Spiel von uns, bei dem die zweite Halbzeit besser war als die erste! Man beginnt dazuzulernen!

  6. brent_everett sagt:

    Ja stimmt: es war so eine schöne Niederlage! Tja die anderen hatten Donnerstag ein schweres Europacupspiel, haben ihren besten Stürmer eine Pause gegeben – weil es für sowieso Sturm reichen wird. Und so war´s auch. LASK ist gleich einmal in den ersten 20 Minuten angefahren, als wäre es der FC Bayern und haben dann gleich das Goal gemacht. Damit war die Sache erledigt. Ich meine, wenn man sieht wie langsam der Kevin da Richtung Schlager watschelt, dann war objektiv keine Gefahr vorhanden, dass da was anbrennen kann. Man schmunzelt da ein wenig in sich hinein, weil der Kevin doch stark an den Bruno erinnert, der 1994 den Sturmfans den Nerv gezogen hat, weil er die Fähigkeit hatte, die wirklich allerbesten Chancen zu vernebeln. Ein historisches Dejavu. Kräftemäßig ist der LASK uns haushoch überlegen, im Prinzip haben sie sich geschont für Antwerpen. Also ich kann mich nicht wirklich freuen, man kann sich nur in den Arsch beißen! Könnte man doch das Rad der Zeit auf Sommer 2018 zurückstellen, als wir dort standen, wo heute der LASK steht! Cupsieger, Vizemeister, CL Quali. Was hat der LASK daraus gemacht u was haben wir daraus gemacht. Wahnsinn! Die geilen Europacupspiele gegen Basel, Eindhoven und Sporting wären eigentlich das gewesen, was wir uns als Sturmfans so vorgestellt haben. Wir wurden stattdessen von Strandkickern (kein Mensch weiß mehr wer die waren) 0:7 weggeschossen. Und zweieinhalb Jahre später freuen wir uns schon über eine knappe Niederlage gegen LASK – 2014 waren die noch in der Regionalliga Mitte. Dort gurken mit Ranftl u Gruber 2 Ex Sturmkicker die bei uns vom Acker gejagt worden sind. Verrückt! Bei mir heißt diese Niederlage: in die Hände spucken, damit wir in zweieinhalb Jahren im Europacup endlich Spiele wie gegen Basel, Eindhoven od Sporting erleben dürfen.

    • Melvinuss sagt:

      Natürlich, ich geb Dir in allen Belangen recht. Aber was hilfts, in der Vergangenheit zu leben und darüber zu lamentieren, was alles schief gelaufen ist, das wissen wir ohnehin zu Genüge. Die Konsequenzen wurden gezogen, GK musste seinen Hut nehmen (auch wenns nach außen anders dargestellt wird, für mich ist das klar der Fall). Schicker und Ilzer machen einen guten Job und haben der neuen Mannschaft inklusive ein paar „alten“ Spielern neues Leben eingehaucht. In den vergangenen 2 Jahren ist sehr viel schief gegangen, ich wünsche mir auch, dass es anders gelaufen wäre und wir auf dem Niveau des LASK´s wären. Aber es ist mal zZt nicht so und im Vergleich zur jüngeren vergangenen Saison war ich nach dem Spiel froh, dass wir zumindest wieder eine Mannschaft haben, die kämpft, fightet, will und probiert. Und vieles ist noch Stückwerk, aber trotzdem ists um vieles besser als in der letzten Saison. Und ja, in die Hände spucken müssen wir alle wohl weiter, aber das sollte auch bei uns Fans nicht aufhören und nach viel Kritik und Verdruss dürfen wir gern auch mal anerkennen, dass wir wieder 1,2 Schritte nach vorn gemacht haben, nach 10 Schritten zurück in den vergangenen 2 Jahren. Mehr ist es auch nicht 😉

  7. realistic sagt:

    Na bravourös. „AUF AUGENHÖHE MIT SCHWACHEN LINZER“. D.h. Wir können nur gleichstark sein wenn der LASK eine oder 2 Klassen schlechter spielt. Sehr spannend. Soll man nun stolz sein.?
    Aber die Niederlage war von vornherein klar, deshalb hat mich auch die gute Quote von 2,15 für einen Linzer Sieg überrascht. Aber gut .
    Das Spiel war mit 5 Verteidigern wahrscheinlich auf ein 0:0 angelegt.
    Wenn du keinen einzigen fähigen Stürmer im Kader hast, wie soll es auch funktionieren? Sind wir uns ehrlich!!!!
    Erstens sind offiziell nur 2, beide langsam, technisch extrem limitiert und treffen kein Scheunentor.
    Sind wir ehrlich!!!
    Und leider sehe ich nicht das Krienzer, Amoah und Bacher jemals Erstligakicker werden.
    Es kann immer was Positives passieren aber ich denke eher nicht.
    Man sieht auch wie limitiert die Offensive, wenn man davon überhaupt sprechen kann, ist die auf der Bank sitzt
    Huspek ist erst in der 83.ten gekommen. Das wars.

    • neubeginn sagt:

      Dante hatte bei Hartberg auch etwas gebraucht bis er gesetzt war. Die auswärts Zukunfts-Anwärter haben trotz wenig Einsatzminuten auch schon geliefert. Derweil sind sie noch keine Stammspieler. Wenn bei uns Nemeth Geyrhofer vorgezogen würde wäre auch bei uns ein Aufschrei da.
      Die unsrigen in der Ferne werden sich erst restlos durchsetzen wenn die dortigen kaum was zusammenbringen, oder sie überzeugen restlos bei ihren kurzeinsätzen.
      Ich würde mit ihnen erst 23/24 rechnen, damit sie nicht wie Gruber oder die vielen anderen wegen zu wenig konstanter Leistung aus der KM und somit aus dem Verein fallen bin ich bin ich für den Aufstieg der Ama.
      Dort haben dann die noch nicht BL konstanten und die besten der aka ihre Spielwiese. Der LASK hat auch mit seinen aka Spielern den Aufstieg geschafft. Um für die stärksten altersunabhängigen aka Spieler zu fördern bin ich auch für eine zweite Ama Mannschaft bei der aka.
      Der LASK konnte bei seinem Aufstieg auch eine starke emotionale Bindung zum Verein aufbauen.

  8. schwoaza Peter sagt:

    War schon klar das es einige gibt die erste Niederlage schlecht reden, warum eigentlich „schwache Linzer“ !!
    War für mich ein Match auf Augenhöhe und ja lask war kaltschnäuziger aber sicher nicht schwach.
    Wenn man sieht wie viele tausend prozentige Rapid gebraucht hat daheim gegen altach relativiert sich alles ein bisschen.
    Meine Meinung, es wird schon, gegen Linz heuer verlieren ist keine Schande.
    Swg

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