Arnold Wetl: „Das geilste Spiel meiner Sturm-Karriere“
Am 9. Mai steht der Sportklub Sturm zum neunten Mal in seiner Vereinsgeschichte in einem Pokalfinale. Derzeit ist die Endspielbilanz ausgeglichen: 4 Siege (1996, 1997, 1999 und 2010) stehen 4 Niederlagen (1948, 1975, 1998 und 2002) gegenüber. Wir werfen in unserer Serie einen Blick auf die erfolgreichen Endspiele zurück und lassen jeweils einen Protagonisten zu Wort kommen. Im ersten Teil erinnert sich Arnold Wetl an den 3:1-Finalerfolg gegen die Admira im Jahr 1996, in dem er gleich doppelt traf.
Vier Tage vor dem Cupfinale 1996 hatten wir das Meisterschaftsendspiel gegen Rapid Wien klarer verloren, als wir uns das gedacht haben. Natürlich war da etwas Frust in uns. Direkt nach diesem Spiel ging es für uns nach Bad Waltersdorf, in den heutigen Steirerhof, wo wir vor wichtigen Spielen stets kaserniert waren. Dort wurde uns rasch wieder bewusst, was uns jetzt noch erwarten wird, was wir wollen und was wir noch erreichen können. Daran haben wir geglaubt. Immerhin war das Team bereits das gesamte Frühjahr über sehr beständig. Das Führungsduo Kartnig/Schilcher hat zwar – gekränkt ob der Schmähungen der Rapid-Fans – in den Medien mit dem Rücktritt spekuliert, aber uns Spielern war klar, dass da wiedereinmal sehr viel Show dabei war, sehr viel auch hochstilisiert wurde. Zum zweiten „Sturm auf Wien“ innerhalb kürzester Zeit sind „nur“ noch 5.000 Sturm-Fans mitgefahren, insgesamt haben sich nur 9.000 Besucher ins Happel-Stadion verirrt. Die, die mit waren, haben uns das ganze Spiel über aber großartig unterstützt und für eine sehr lässige Atmosphäre gesorgt.
Im Endspiel hatte die Admira dann die erste Riesenmöglichkeit, aber Mayrleb scheiterte zum Glück an unserem Torhüter Thomas Gill. Dann aber habe ich den Ball noch einem Reinmayr-Eckball an die Stange geköpft und Darko Milanic zum 1:0 abgestaubt. So ging es dann in die Pause, auch wenn die Admira noch gute Torgelegenheiten hatte. Einmal rettete uns erneut Gill bei einem Rodax-Schuss und dann traf Mayrleb nur die Stange. In der zweiten Hälfte haben aber nur noch wir gespielt, waren richtig dominant. Innerhalb von neun Minuten ist es mir gelungen, zwei beinahe idente Treffer zu erzielen. Bei meinem ersten Tor hat Hannes Reinmayr nach einem Vastic-Freistoß den Assist gemacht, beim zweiten der Gili Prilasnig. Beide erzielte ich nach dem gleichen Muster: Einmal aufspringen lassen, knapp außerhalb des Sechzehners abziehen und ins kurze Eck damit. Man muss wissen: Solche Tore von mir waren alles andere als üblich. Ich war nie der Schütze aus der zweiten Reihe, aber in diesem Spiel hat es einfach gepasst. Der Anschlusstreffer von Igor Ogris spielte da keine Rolle mehr.
Als Kapitän habe ich auf der Stiege des Happel-Stadions als Erster den Pokal in die Hand gedrückt bekommen. Das war schon etwas sehr Spezielles. Der erste Titel überhaupt für den SK Sturm. Letztendlich war es das Resultat einer Phase, wo irrsinnig viel gewachsen ist. Natürlich war ich sehr stolz. So etwas erlebt man nicht immer. Zwar wäre das Double noch schöner gewesen, aber letztendlich überwog doch die Freude über das Erreichte und weniger die Frage „Was wäre wenn?“. Der Pokalsieg war daher alles andere als bloß ein Trostpreis.
Bereits am nächsten Tag sollen wir ja angeblich ein Testspiel in Frohnleiten absolviert haben, aber ehrlich gesagt, daran kann ich mich gar nicht mehr erinnern. Schon eher an das Riesenfeuerwerk beim abendlichen Empfang am Grazer Hauptplatz. Graz brannte. Und Mario Haas, der sich ja im Finale verletzt hatte, tanzte sogar mit Krücken. Prinzipiell war ich ja einer, der solche Feierlichkeiten eher ruhiger angegangen ist. Vielleicht eher im Stillen. Aber es war natürlich wunderschön. Retrospektiv gesehen, war dieses Spiel das – heute würde man wohl sagen – „geilste“ in meiner Sturm-Karriere. Und sicher auch ein bisschen mitverantwortlich dafür, dass mich in der nächsten Saison der FC Porto unter Vertrag genommen hat.
Nächsten Mittwoch wird es für Sturm sicher nicht einfach. Aber ich rechne mir schon Chancen aus, wenn man die Form der beiden Rapid-Spiele hält, noch einmal so auftritt. Dieses Team ist einfach richtig gut.
Zur Person: Der Eibiswalder Arnold Wetl war einer der jüngsten Kapitäne in der Geschichte des Sportklub Sturm. Als Anführer der „Jungen Wilden“ erlebte er die schlagartige Entwicklung vom Abstiegs- zum Titelkandidaten hautnah mit. Als es nach dem Cup-Triumph mit Kartnig und Schilcher zu keiner Einigung hinsichtlich einer Vertragsverlängerung des Kapitäns kam, wechselte Wetl zum FC Porto. Nach nur einem Jahr in Portugal kehrte er nach Österreich – zuerst für vier Jahre zu Rapid und dann zu Sturm – zurück. Insgesamt absolvierte der 15-fache Nationalteamspieler 304 Pflichtspiele für die Blackys, in denen er 59 Treffer erzielen konnte. Aktuell betreut er die U-15 der Akademie.
Spieldaten
Finale
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Sturm Graz – Admira/Wacker 3:1 (1:0)
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5. 6. 1996
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Ernst-Happel-Stadion, 8.800, Plautz Tore: 1:0 (31.) Milanic, 2:0 (59.) Wetl, 3:0 (67.) Wetl, 3:1 (74.) Ogris STURM: Gill; Neukirchner; Milanic (46. Prilasnig), Posch; Schopp, Hörtnagl (63. Haas, 88. Gruber), Swierczewski, Hörmann, Reinmayr, Wetl; Vastic ADMIRA/WACKER: Knaller; Müller (54. Ogris); H. Kogler, Graf; Rosenegger, M. Binder, Gager, Moros, Panis (71. Scharrer); Mayrleb (62. Klausz), Rodax |
Die Bilder von damals haben sich mir als 10jährigen so dermaßen eingebrannt, daß dies fast die stärkste Erinnerung meiner Kindheit is! Dies damals der Anfang von etwas ganz Großen sein wird, konnt ich damals noch nicht ganz erfassen, aber „meine Helden“ wurden damals geboren+dieses Team prägt mich bis heute!
Ich bin wirklich stolz+dankbar, daß ich das miterleben durfte..