Ambivalenz

Wer den SK Sturm kennen und lieben gelernt hat, der kann auch ganze Groschenromane mit Geschichten über Freud und Leid eines Fußballfans füllen, das ist gewiss. Treibt man es auf die Spitze, durchlebt man innerhalb einer einzigen Woche von mitreißender Euphorie bis zur niedergeschlagenen Ernüchterung einen derart extremen Wechsel von Emotionen, dass dieser einen bei distanzierter Betrachtung nur den Kopf schütteln lässt. Contenance? Langweilig. Sturm ist schwarz und weiß, niemals grau. Punkt. Das ist, so möchte man meinen, eine erwiesene Tatsache, die sich in der Geschichte des Vereins immer wieder bestätigte. Sturm macht seinem Namen in der Regel Ehre, nicht immer spielerisch, aber immer durch Emotionalität derer, die sich ihm verbunden fühlen. Dennoch überwogen unter der Anhängerschaft vor der aktuellen Saison erstmals seit Jahren realistische und herrlich unaufgeregte Einschätzungen darüber, was die Mannschaft zu leisten im Stande ist, geradezu erfrischende Nüchternheit machte sich breit und nahm ein Stück weit Druck von den Akteuren im Sturm-Dress. Noch dazu kam etwas frischer Wind in der Führungsetage. Keine hohen Erwartungen, aber durchaus Platz für Optimismus. Eigentlich schön.

(c) Bastei Lübbe Taschenbücher

(c) Bastei Lübbe Taschenbücher

Und jetzt? Da gewinnt man gegen den Titelverteidiger, nur um eine Woche später von der SV Ried, einer Art Lieblingsgegner, punktelos nach Hause geschickt zu werden. Das bringt doch wieder etwas Unausgeglichenheit in die schwarz-weiße Gefühlswelt. Was soll man sich erwarten, was darf man sich erhoffen? Sind Hoffnungen auf drei Punkte in der nächsten Partie gerechtfertigt oder muss man befürchten, die kommende dritte Runde der tipico Bundesliga ohne Beute zu beenden. Immerhin wartet in dieser nämlich der SV Mattersburg, gegen den der SK Sturm mit keiner besonders rosigen Erfolgsbilanz aufwarten kann. Acht Spiele in Folge gab es keinen schwarz-weißen Sieg gegen die Burgenländer.

Variation

Trainer Franco Foda ist zu einer Änderung in seiner Startelf gezwungen, denn Philipp Huspek, der ja in den beiden bisherigen Bundesligapartien von Anfang an spielen durfte, muss aufgrund von Nackenproblemen auf einen Einsatz im Burgenland verzichten. Wer für ihn nachrückt, das lässt der Deutsche noch offen. “Auch Roman Kienast hat im Laufe der Woche Probleme gehabt“, so Foda, somit sei noch fraglich, ob er sein 100. Spiel für den SK Sturm schon an diesem Wochenende bestreiten können wird. Abgesehen von diesen beiden Personalien und Simon Piesinger, der sich derzeit über die Amateure zurück in die Kampfmannschaft spielt, kann Sturm aber auf den kompletten Kader bauen und hat somit auch die Chance, neue Varianten gegen einen wahrscheinlich defensiv eingestellten Gegner auszuprobieren. Diesbezügliche Defizite wurden unlängst in Ried erkennbar, wo man es nicht schaffte aus über 60 % Ballbesitz und viel Zeit in der gegnerischen Hälfte Kapital zu schlagen. Ein schon bekanntes Problem. „Oft haben wir den finalen Pass versäumt oder sind nicht zum Abschluss gekommen. Das haben wir gegen Salzburg besser gemacht“, meinte Foda beim Mediabriefing vor der Begegnung mit dem SV Mattersburg. Anzumerken ist aber, dass die Salzburger in der ersten Runde der Bundesliga nicht nur sehr hoch verteidigten, sondern auch noch etliche Fehler im Angriffsspiel machten, die es Sturm erleichterten, schnell nach vorne zu kommen und dort zuzustoßen. Dass der Tabellenletzte aus dem Burgenland ähnlich agieren wird, darf bezweifelt werden.

(c) SturmNetz.at

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„Angstgegner“

Der SK Sturm hatte es mit den Mattersburgern, seit sie den Wiederaufstieg geschafft hatten, schwer und das obwohl diese nun schon ganze elf Bundesligaspiele sieglos geblieben sind. Der letzte Heimerfolg gelang ihnen am 5. März 2016 und das ausgerechnet gegen die Blackies – ein Spiel, das den Sturmfans wohl nicht nur aufgrund der mangelhaften fußballerischen Leistung und der daraus resultierenden Niederlage noch so manche Zornesfalte in die Stirn treiben dürfte, sondern auch wegen eines viel zitierten und hoffentlich nicht ganz ernst gemeinten Sagers des Cheftrainers (Anm. „Besser kann man auswärts nicht spielen!“). Schon vier Jahre lang blieb Sturm der volle Erfolg im Pappelstadion versagt und in der letzten Saison erzielten die Grazer in allen vier Begegnungen mit dem SV Mattersburg (zuhause und auswärts) selbst nicht einen einzigen Treffer. Der Mattersburger Manuel Prietl steuerte der schwarz-weißen Tordifferenz jedoch ein Eigentor bei. Die Burgenländer blieben in der aktuellen Saison bisher allerdings punktelos und konnte nur ein Tor erzielen, dennoch ist man sich in Mattersburg bewusst, dass Sturm „ein gern gesehener Gast“ ist. Der Trainer der Burgenländer, Ivica Vastic, gab sich allerdings vorsichtig: „Sturm ist im Moment schwer einzuschätzen, doch sie haben eine gute Mannschaft mit Drang nach vorne. Sie wollen spielen und kombinieren gerne. Da wollen wir auf alle Fälle nicht nachstehen […], um letztlich das Spiel für uns zu entscheiden.“

Ob der SK Sturm nach einer kurzen Talfahrt wieder zu einem ähnlichen Höhenflug ansetzen kann, wie man ihn in der ersten Runde bestaunen durfte oder sich doch unter Wert verkaufen wird, ist letztendlich die einzig wichtige Frage. Will man die Euphorie aus dem Bundesligaauftakt noch irgendwie retten, wird man dem Anhang wohl einen vollen Erfolg schenken müssen, denn entweder Hop oder Drop! Dazwischen gibt es nichts. Punkt.

Spieldaten:

SV Matterburg vs. Sturm Graz
Samstag, 06.08.2016, 16:00 Uhr, Pappelstadion, Mattersburg

Schiedsrichter: Dieter Muckenhammer

Mögliche Aufstellung:
SK Sturm Graz (4-2-3-1): Gratzei; Koch, Spendlhofer, Schulz, Lykogiannis; Jeggo, Matic; Horvath, Alar, Schmerböck; Edomwonyi
Ersatz: Schützenauer, Schoissengeyr, Potzmann, Hierländer, Stankovic, Dobras, Kienast

Es fehlen: Piesinger, Lovric (beide Amateure), Lück (Adduktoren)

Es wird ab 15:30 Uhr einen SturmNetz-Liveticker geben.

Welche Aufstellung erwartet/wünscht ihr euch? Erstellt eure Elf mit unserem Squadbuilder und postet die Formation in die Kommentare!

Schon getippt?

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10 Kommentare

  1. Lukas sagt:

    Hallo Sturmnetz Team,

    Spieldaten. Aufstellung und Ersatz gehört überarbeitet.

    Aufstellung : Horvath.

    Ersatz : Horvath

    Fehler passieren wen man Arbeitet 🙂

     

    Alles gute dem SK Sturm Graz Team in Mattersburg und drücke fest die Daumen. Schön wäre ein Sieg und dann zuhause gegen Austria Wien ein volles Haus. Das Team von Sturm Graz verdient ein ausverkaufte Liebenauer Stadion und volle Unterstützung.

     

     

     

    • Bernhard Pukl sagt:

      Danke für den Hinweis! Der Fehler wurde korrigiert!

       

      LG Bernhard

  2. HiDa93 sagt:

    Ich machs lieber so:

    Gratzei

    Koch – Spendlhofer – Schulz – Lykogiannis

    Jeggo – Matic

    Horvath – Hierländer – Schmerböck

    Edomwonyi

  3. Ennstaler sagt:

    Was ist mit Andreas Gruber? Wieso hat er gegen Salzburg und gegen Ried nicht gespielt?
    Und wieso kommt Horvath in der Regel erst als Ersatz?

     

    • Rene90 sagt:

      weil Gruber zu schwach ist
      weil Foda noch keinen Platz für Horvath gefunden hat, morgen wird er aber wahrscheinlich anstelle Huspek beginnen

    • GazzaII sagt:

      Gute Frage, gibt’s da auch eine ernsthafte Antwort dazu?

      Ihn nicht mal in den Kader zu stellen finde ich schon interessant… 😉

  4. Ennstaler sagt:

    Es scheint bei Sturm Tradition zu sein, Spieler nach zwei guten Partien in den höchsten Tönen zu loben und dann ist’s auch schon wieder mit dem neuen „Star“ vorbei. Siehe das Beispiel von Daniel Beichler, hoffentlich wiederholt sich das nun nicht wieder bei Andreas Gruber.

    • black_aficionado sagt:

      Im Gegensatz zu Gruber hat der Beichler aber auch wirklich kicken können. Dem hat halt ein „bisschen“ das mentale gefehlt. Und der war gemeinsam mit Jantscher mehr als nur ein, zwei Spiele überragend.

      Gruber ist nicht nur kein guter Fußballer, er ist auch noch abgehoben und präpotent. Keine gute Mischung!

    • Rene90 sagt:

      @black_aficionado
      100% agree

  5. elceezed sagt:

    mir gefällt, wie ihr die blackies darstellt.

    es gibt nur schwarz oder weiss, nichts dazwischen. ich bin der festen Überzeugung,  dass man wahre euphorische freude nur empfinden kann, wenn man auch die zutode betrübte Enttäuschung kennt.

    daher kann ich mit Bayern, barca, usw. die immer gewinnen und das keine freude mehr auslöst nichts anfangen.

    ich brauche die tiefen täler um die gipfel zu geniessen. ich brauche dieses sturm graz

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