Lasst die Amateure in einer „neuen“ Gruabn spielen!

Und lasst die altehrwürdige Kinderstube des SK Sturm in neuem Glanz erstrahlen!

Am und rund um den Hafnerriegel ranken sich Legenden und sagenhafte Geschichten, die durch die nun gerettete Holztribüne manifest bleiben werden. Ein entscheidender Umstand, denn sie hilft uns dabei, zu verstehen, wie der Fußball in der Steiermark und in Graz im Speziellen über mehr als ein Jahrhundert gewachsen ist. Sie ist ein Symbol für Beständigkeit einer Leidenschaft, die Tausende teilen – egal ob sie die legendäre Sportstätte, die immer die Heimat des SK Sturm bleiben wird, auch am eigenen Leib erfahren durften oder eben nicht. Und sie ist ein Anker, der der ausufernden gedanklichen Subsumierung des Fußballs in die Privatwirtschaft zumindest ein wenig Einhalt gebietet. Ja, „Fußballvereine“ sind nunmehr Unternehmen, sie haben Geschäftsführungen, arbeiten gewinnorientiert und ordnen dem finanziellen Erfolg sämtliches Tun unter. Dieser Artikel wird nun aber nicht einmal mehr die Überkommerzialisierung des Fußballs thematisieren, sondern einen Appell an die Verantwortlichen der Stadt Graz und des SK Sturm richten. Lasst die SK Sturm Graz Amateure in der Gruabn spielen!

Eines ist klar, die Jungblackys sollen von Joachim Standfest in die zweite Liga des Landes geführt werden, damit sich junge Talente aus den eigenen Reihen im Profigeschäft ihre Zähne wetzen können. Die Ligareform ermöglicht es Bundesligisten, ihre Jugendauswahlen ohne Winkelzüge in die zweite Liga zu hieven, sofern es der sportliche Erfolg in der aktuellen Saison ermöglicht und egalisiert damit einen Vorteil, den sich RB Salzburg schon vor einiger Zeit aufgrund der finanziellen Übermacht zuzusichern vermochte. Die neuen (alten) Perspektiven, die sich für Klubs wie den SK Sturm, Rapid Wien oder die Wiener Austria damit auftun, sind in sportlicher Hinsicht mannigfaltig – allen voran die Attraktivität der Gegner und der Spiele der Amateur-Mannschaften. Diese dürfen sich nämlich erhöhtes ZuseherInneninteresse erhoffen. Eine höhere Liga bedeutet zusätzliches Potenzial.

(c) Martin Hirtenfellner Fotografie

Den Verantwortlichen des SK Sturm ist somit nahezulegen, diesen „Schwung“ eines möglichen Aufstiegs zu nutzen und zwar durch zusätzlichen Wind unter den Flügeln des Amateur-Teams durch gesteigerte ZuseherInnenzahlen. Die Spiele in Messendorf sind grundsätzlich gut besucht, 300-400 Leute finden sich regelmäßig im Trainingszentrum ein, wenn der Regionalligazirkus dort Station macht. Elendslange Blechkolonnen, geparkt am Straßenrand Richtung Messendorfgrund legen Zeugnis darüber ab, so wie die Exekutivkräfte, die diese Gelegenheiten regelmäßig nützen, Parksünder ihrer Regelverstöße zu überführen. Die Nachfrage ist da! Der SK Sturm sorgt auch dafür, denn Abo-Kartenbesitzer dürfen Joachim Standfests Team zum Nulltarif von der Tribüne aus unterstützen.

Das Trainingszentrum in Messendorf ist zweifelsohne eine schöne Sportanlage und bietet den Sturm-Anhängern alles, was es für das Ansehen eines ordentlichen Unterhauskicks braucht. Es würde (vielleicht nach einigen Anpassungen) auch in Österreichs zweithöchster Liga sicher gute Dienste leisten – die Latte diesbezüglich hängt hierzulande ja nicht besonders hoch. Dennoch kann man davon ausgehen, dass die Ergreifung baulicher Maßnahmen zur Erfüllung aufstiegsbedingter Voraussetzungen in finanzieller Hinsicht für den SK Sturm nicht zielführend ist, zumal man auch laut Sportdirektor Günter Kreissl nicht vorhabe, erhebliche finanzielle Mittel in einen Aufstieg zu investieren (Interview mit SturmNetz.at vom 14. April 2017). Ein Trainingszentrum ist im professionellen Fußballgeschäft außerdem nun einmal ein Trainingszentrum und keine Wettbewerbsstätte. Es gilt also, Alternativen zu finden.

(c) SturmNetz.at – Neues Leben für die Gruabn!

Der „Sportstadt Graz“ wäre ein zweites profiligataugliches Stadion im vollsten Maße zuträglich – übrigens auch ohne den Aufstieg der Junblackys. Eine Großstadt, die dem beliebtesten Sport der Nation nur eine professionelle Bühne bietet, ist zu hinterfragen, vor allem wenn sie sich gerne selbst eben mit dem Titel einer „Sportstadt“ auszeichnet. Ein zweites Stadion, wenn auch keine Superarena wie etwa das Klagenfurter Fußballmausoleum, muss her und völlig schamlos darf von Graz also auch verlangt werden, dies mit öffentlichen Geldern zu finanzieren. Man hört, dass Unsummen schon für sehr viel sinnlosere Projekte locker gemacht werden konnten.

Warum also nicht die Gruabn „aufputzen“? Ihre gute Anbindung an das Straßenbahnnetz der Stadt Graz würde wahrscheinlich mehr Kurzentschlossene mobilisieren, Amateur-Spiele nahe des Messegeländes zu besuchen, als die beengte Parksituation und die einzige Buslinie in/nach Messendorf. Auch die weitaus dichtere Besiedlung in der Nachbarschaft am Hafnerriegel würde mehr potenzielle BesucherInnen bedeuten als ein Gewerbepark am Stadtrand.

Kein Novum – die SK Sturm Amateure bestritten ihre Heimspiele vor einigen Jahren schon, ebenso wie die Damen, in der Gruabn – der Umzug ins modernere Trainingszentrum war eine Folge des Zustands des Rasens und der baufälligen Holztribüne. Mittlerweile tummeln sich nur mehr wenige Zuseher bei den Auftritten des legendären GSC auf der Längsseite dieses altehrwürdigen Platzes. Selbstredend darf es niemals Ziel sein oder auch nur als Kollateralschaden akzeptiert werden, diese von dort samt ihres geliebten Straßenbahnerklubs zu vertreiben – einvernehmliche Lösungen, die den Spielbetrieb beider Vereine ermöglichen, müssten im Vorfeld gefunden werden.

(c) Martin Hirtenfellner Fotografie

Natürlich bedarf es einiger baulicher Maßnahmen, die ein solches Vorhaben tatsächlich ermöglichen, und diese müssten auf sehr sensible Weise geplant und umgesetzt werden. Schließlich würde es hierbei eher um eine im weitesten Sinne umfangreiche Restaurierung eines Denkmals, denn um einen Neubau gehen, wenngleich die mit Büschen bepflanzten Böschungen ringsum das Spielfeld wohl doch völlig umgearbeitet und zu zusätzlichen Tribünen umgebaut werden müssten.

Die Holztribüne wird dank besonders ambitionierter Sturm-Fans wie Josef Schuster, Benjamin Sikora und Markus Hatzl renoviert – die Finanzierung dafür steht. Warum also nicht weiter gehen? Sie auf ansprechende Weise in ein modernes Baukonzept zu integrieren, müsste die Vorgabe, nein, oberstes Prinzip sein. Es bestünde damit die Chance, ein österreichweit einzigartiges Projekt ins Leben zu rufen, das der Stadt und somit auch allen Verantwortlichen in der Lokalpolitik einiges an Reputation und Ansehen einbringen könnte. Lasst die Gruabn in neuem Glanz erstrahlen! Lasst die Amateure in der Kinderstube des SK Sturm spielen! Zeigt Österreich, wie man Altehrwürdiges in Neues integrieren kann!

10 Kommentare

  1. Uwe Pölderl sagt:

    Als erste Maßnahme muss dafür der GSC von Sturm übernommen werden!!!

     

  2. Ivaneijew sagt:

    Also ganz ehrlich?

    Der Autor schreibt es schon selbst:

    Es wird wohl vom Verein so wenig Geld wie möglich in die Amateure gesteckt werden. Also wieso sollte der Verein in ein Stadion investieren, für dass er dann Miete zahlen muss? Betriebswirtschaftlicher Blödsinn.

     

    Die Stadt Graz sollte sich ein zweites Profi Stadion leisten. Aber was tun sollte der GAK in wenigen Jahren aufsteigen? Wird sich die Stadt dann ein drittes Stadion leisten? Bzw wenn die Sturm Amateure wieder abgestiegen sind, hat man ein Profi Stadion, dass von einem möglichen zweiten Profi Verein nicht genutzt werden kann.

     

    Meiner Meinung nach, solange die Gruabn nicht Sturm gehört, ist es eine nostalgische Gedankenspielerei und daher der Verein das Stadion nicht zurückkaufen wird und soll, sollte es auch dabei bleiben.

    • Rusty sagt:

      Es stellt sich mir die Frage, ob die Amateure im Falle eines Aufstiegs in die zweithöchste Spielklasse überhaupt noch in Messendorf spielen dürfen. Das Stadion muss dann eine gewisse Anzahl an Sitzplätzen haben, etc. und ich glaube nicht, dass Messendorf diese Voraussetzungen hat. Sturm wird dann aus meiner Sicht handeln müssen und für die Amateure eine taugliche Spielstätte finden müssen. Die Merkur-Arena wird zu groß sein, da würde sich die Gruabn super eignen. Die Miete sollte durch zusätzliche Besuchereinnahmen reinkommen, es gibt etliche Nostalgiker (wie mich), die sehr gerne wieder in die Gruabn Sturm-Spiele sehen würden.

      Zum GAK Stadion: Wenn sie ins Profi-Geschäft zurückkehren, werden sie wohl wieder in der Merkur-Arena spielen. Ansonsten hätte die Stadt Graz das Stadion eh schon an Sturm weitervermietet. Aber die GAK-gefärbten Stadtoberhäupter lassen das leider nicht zu.

    • dawuede sagt:

      Man muss hierbei differenzieren: Mit der Liga-Reform ist die neue zweite Liga keine reine Profiliga mehr, sondern semiprofessionell. Soweit ich informiert bin (bessert mich aus wenn ich mich täusche) ist Stand jetzt noch nicht mal eine TV-Übertragung fixiert und auch fraglich ob überhaupt eine stattfinden wird – man hört dass es sich wohl eher auf die Übertragung von 1-2 Spielen pro Runde plus Highlights der restlichen Spiele beschränken wird.

      Demzufolge werden auch die Lizenzkriterien zurückgefahren werden müssen, da ohne die Einnahmen aus TV-Geldern, und der Umstellung auf teilweisen Amateurbetrieb die infrastrukturiellen sowie auch sportlichen und wirtschaftlichen Anforderungen der jetzigen zweiten Liga, nicht mehr zu halten sind.

      Man sollte sich dieser Idee gegenüber nicht von vornherein verschlossen geben. Aufgrund von mir erwähnter Umstände ist nicht davon auszugehen dass die Investitionen für den Spielbetrieb in der zweiten Liga, so groß sind wie sich das einige hier jetzt vielleicht vorstellen. Wo doch vor allem die Renovierung der Holztribüne durch die entsprechende Fan-Initiative gesichert wurde und hierfür keine weiteren (öffentlichen) Gelder fließen müssen.

      Es wäre interessant die genauen Kriterien für die kommende Spielzeit zu kennen, denn ob man Messendorf überhaupt auf diese Anforderungen hin ausbauen kann ist ungewiss. Der Bau zusätzlicher Tribünen würde zu Lasten von Trainingsplätzen ausfallen können, und Messendorf ist und bleibt nun mal ein Trainingszentrum, und soll das auch bleiben.

      Steigen die Amateure auf und können nicht in Messendorf spielen, dann müsste man ohnehin irgendwo Miete zahlen. Ob das in Kalsdorf, Wildon oder Gratkorn der Fall ist, ganz außen vor gelassen. Spiele in der Gruabn hingegen würden den klugen Köpfen im Verein ganz neue Vermarktungs-Möglichkeiten geben, Aufstieg plus Gruabn, da steigt das Zuschauer-Potenzial enorm.

      Abhängig wäre man natürlich von der Stadt Graz, dass Sturm eine derartige Renovierung nicht finanzieren kann (und als Nicht-Eigentümer auch nicht sollte, wäre ja ein „Vollholler“ 😉 ) steht außer Frage.

  3. Ivaneijew sagt:

    @Rusty

     

    Ich würde es vom wirtschaftlichen Sinne besser finden, wenn dann in Messendrof das Geld gesteckt wird, als in ein Stadion das dem Verein nicht gehört.

    Und wenn sie in der Gruabn Spielen, kann es sich der Verein mal nicht leisten die Abo Besitzer gratis reinzulassen, denn ich denke, sonst wird nicht viel von den Einnahmen bleiben um die Miete zu zahlen.

     

     

  4. Kartnig sagt:

    Liebes Sturmnetz-Team,

    normalerweise beteilige ich mich nicht an Foren, aber hier habe ich mich jetzt angemeldet.

    Bis vor einigen Monaten las ich gerne die Artikel auf eurer Seite, aber in letzter Zeit nimmt sowohl die inhaltliche, als auch die sprachliche Qualität deutlich ab. Ich finde das sehr schade, weil es bis dahin sehr wenige Internetseiten gab, die sich in eloquenter, intelligenter Art mit Fußball auseinandersetzten.

    Wäre schön, wenn ihr das alte Niveau wieder erreichen könntet.

    Gruß Kartnig

    • Bozo Bazooka sagt:

      Danke für die konstruktive Kritik, Hannes. Aber ich dachte, im Häfn gibt´s kein Internet.

  5. Schworza99 sagt:

    Wenn man wirklich Amateure und evtl. die Damen dort spielen lassen will muss man selbst Geld in die Hand nehmen…

    Auf die Politik braucht man sich freilich nicht verlassen. Die zögern schon bei der Merkur Arena Renovierungen solange hinaus wie es geht weil sie hoffen das die Roten mal wieder kommen…braucht mir keiner erzählen in Klagenfurt können sie die Arena leerstehen lassen aber wir müssen um jeden Cent betteln…

    Langfristig muss es halt ein Ziel sein eine eigene Arena hinzustellen, weil sich von der Politik abhängig zu machen schadet dem Verein nur. Ich wäre ja dafür jedes Jahr ein paar hunderttausend zurückzulegen und stetig Sponsoren für so ein Stadion Projekt zu suchen. Ist zwar unrealistisch aber ist meine Meinung.

  6. Marchanno Diaz Rabihou sagt:

    Die Gruabn war ist und wird immer die Heimstätte des SK Sturm sein, für kleine Miete kann man dort grosse Emotionen wecken. Es gibt – auch wenn das hier viele nicht glauben (auch der nicht wirklich Kartnig) sehr sehr sehr viele Menschen, die sich einen guten, motivierten 2er Kick in der Gruabn viel lieber anschauen wie diesen leider kommerziellen-ergebnisverwaltungs- Arena Kick der Kampfmannschaft

  7. Arch Stanton sagt:

    Heute 17 Uhr Grazer Sportclub Straßenbahn!

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