Am Weg zur Selbstfindung

Etwas mehr als die Hälfte der Saison ist um. Das fußballerische Feuerwerk ist zunehmend etwas abgebrannt, ein unglaublicher Vorsprung, der auch den ansonsten wohl etwas weniger naiven Autor träumen ließ, wurde rasch wieder durch unnötige Punkteverluste zunichte gemacht, und nun verlässt auch noch der wohl wertvollste Spieler den Verein. Doch das Erfreuliche bleibt. Sturm hat sich endlich wieder selbst gefunden.

Out of the Dark

Die Blackies haben etwas gut zu machen. Der Verein enttäuscht auf sämtlichen Ebenen. Trotzdem ist auf dem Feld kein Aufbäumen zu spüren, kein Siegeswille, kein Zerreißen, das die Fans zurecht unlängst vehement einfordern. Abseits des Spielgeschehens verstärkt man durch gelinde gesagt unglückliche Kommunikation den Unmut beinahe aller. Die Kurve schweigt bereits. Pfiffe hallen durch ein tristes Stadion. Der Weg in jenes ist ein mühsamer, der Weg nach Hause erst recht. Man ist in der Bedeutungslosigkeit versunken. Die eben verloren gegangen Punkte sind es nicht, die einem mit regelrechter Fassungslosigkeit zurücklassen. Diese düstere Szenerie war, wohl allen bestens in Erinnerung, vor Kurzem noch bittere Realität. Man mag es nun, lediglich eine Hinrunde später, gar nicht so recht glauben. Eher fühlt es sich so an, als wäre Sturm damals, vor einiger Zeit, eben in einen Abwärtssog geraten. Vielleicht wie beispielsweise Rapid jetzt – also halb so schlimm, derartiges kommt eben bei jedem Verein einmal vor.

Into the Light

Ganz so banal lassen sich die Geschehnisse der jüngeren Vereinsgeschichte natürlich nicht zusammenfassen, sollen jetzt aber nicht Thema sein. Sturm ist dank kluger Personalentscheidungen einem drohenden Supergau entgangen. Und macht heute so viel Spaß wie schon lange nicht mehr. Das liegt nicht nur an überzeugenden Auftritten und erfreulichen Resultaten. Vielmehr ist dieser Umstand der starken Sympathie geschuldet, die sich diese Mannschaft in dieser Form auch absolut verdient hat und oftmals Anlass für einen besonders stark ausgeprägten Jubel gibt. Ein Tor gegen Rapid, zum Beispiel, lässt ein sich am Rande des Nervenzusammenbruchs befindliches Sturmherz ohnehin mindestens 200 Mal pro Minute schlagen. Dass es dann auch noch der sympathische Lyko war, der endlich, hochverdient und längst überfällig, einen derart perfekten Freistoß verwandelt, freut einen ganz besonders. Auch ist die Toleranz für Szenen, die weniger Glückseligkeit hervorrufen, deutlich gestiegen. Man stelle sich vor, ein Akteur vergangener Tage hätte zwei so haarsträubende und folgenschwere Aussetzer innerhalb kurzer Zeit fabriziert wie der zuweilen groß aufspielende James Jeggo. Dem dank seines unwiderstehlichen Einsatzes hoch im Kurs stehenden Australier ist das aber Sekunden später bereits verziehen. Alles kein Problem. Gut so.

Die verschwunden geglaubte Identifikation mit dem Verein scheint sich langsam aber sicher wieder zu entfalten. Günter Kreissl betonte in Begleitung einer ordentlichen Portion Skepsis innerhalb des Anhangs, die für Sturm richtigen Spieler ins Boot holen zu wollen. Diese Rechnung ist bis dato in jedweder Hinsicht aufgegangen, wenngleich – wie im eben genannten Beispiel ersichtlich wird – zumindest ein Teil dafür eigentlich bereits vorhanden war. Gespräche mit einzelnen Akteuren bestätigen diesen Gesamteindruck. Man kommt nicht umhin, sie gerne zu haben. Hinzu kommt, dass sich auch der Umgang mit Medien abseits der etablierten Berichterstattung grundlegend geändert zu haben scheint. Plötzlich wird man wahrgenommen, es wird einem zuweilen sogar Wertschätzung entgegengebracht. Auch dann, wenn man Kritik äußert.

Die Sache mit dem Coach

Man darf zu Franco Foda natürlich stehen, wie einem beliebt. Vergangene Erfolge wie auch gegenwärtig gute Leistungen sprechen für ihn und lassen sich nicht von der Hand weisen. Für die meisten ihm kritisch gegenüber stehenden Personen stellt dieser Umstand jedoch nicht den Kern der Sache dar. Auch ist das Verhältnis zwischen ihm und Kreissl wohl – vorsichtig formuliert – unterkühlt. In Ried ging man sich, vermutlich nicht zufällig, geschickt aus dem Weg, die Pressekonferenz davor sprach bereits Bände. So oder so, ob er nun bleibt oder nicht sei augenscheinlich positiven Entwicklungen untergeordnet. Geht man den eingeschlagenen Weg in dieser Form weiter, wird Sturm Spaß machen. Auch dann, wenn Franco Foda an der Seitenoutlinie steht und man wohl nicht mehr sein größter Verehrer wird. Und auch dann, wenn ein Matic nach höheren Aufgaben strebt. Zumindest solange man sich auf seine Stärken und Werte besinnt. Denn Sturm ist bekanntlich wichtiger als jeder Spieler – oder Trainer.

(c) Martin Hirtenfellner – Fotographie

1 Kommentar

  1. graz4ever sagt:

    Ja, das is der wahre Hammer ab dieser Mannschaft: daß net einfach „nur“ 11Spieler/Leistungsträger am Feld steht, sondern echt mit 11 Sympathieträgern plus denen auf der Bank..und wie oben geschrieben: man freut sich nicht einfach nur über ein Sturm Tor, man freut sich über ein Lyko-Tor für Sturm (hab mi teilweise nämli fast mehr für ihn gefreut, daß er si endli belohnt hat u. die Führung war das Topping zum Drüberstreuen), oder wie jez am WE für Deni Alar

    Es fällt einem ja gleich viel leichter Sturm zu leben, wenn da eine Mannschaft steht, die das ebenfalls tut..

    🙂

    SturmGraz4ever..and ever..and ever..until the world becomes BLACK

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