„Am Anfang habe ich gedacht, ich bin in einem schlechten Film“
Der SK Sturm sorgte gegen die St. Pöltner für einen unterhaltsamen Bundesliga-Auftakt. Die Schwarz-Weißen drehen gegen den SKN einen 0:2 Rückstand in einen verdienten 3:2-Sieg. Sturm holt sich damit gleich im ersten Spiel die ersten drei Punkte und liegt mit LASK, Altach und Salzburg an der Tabellenspitze der noch jungen Bundesliga-Saison. Bevor es in den darauffolgenden Runden zum Auswärts-Doppel gegen die Wiener Austria (30.07.) und Mattersburg (05.08.) kommt, empfangen die Grazer im Hinspiel zur dritten Runde der Europa-League-Qualifikation am kommenden Donnerstag den türkischen Spitzenklub Fenerbahçe Istanbul.
Was Spieler, Trainer und der Sportdirektor nach dem Spiel zu sagen hatten, könnt ihr nachfolgend nachhören und nachlesen:
Jimmy Jeggo:
Was sagst du zum heutigen Spiel?
„Ich glaube, das war eine super Leistung von uns im Gesamten. Wir waren hinten ein bisschen zu offen und haben dafür mit zwei frühen Gegentoren bezahlt, aber wir haben immer Richtung Tor gespielt und sind dann super ins Spiel gekommen, mit Tempo nach vorne gespielt. Ich glaube das war ein hochverdienter Sieg.“
Wie steht um deiner Fitness, wie fühlst du dich?
„Ja, super. Heute war es das zweite Mal über 90 Minuten. Ich fühle mich super und das war ein super Spiel heute. Jetzt gehen wir Vollgas auf Donnerstag.“
Was ist nun am Donnerstag gegen Fenerbahce möglich?
„Ja, wir wissen natürlich, dass sie viel Qualität haben und eine sehr starke Mannschaft sind, aber wir werden in der Woche daran arbeiten, wie wir spielen. Ich glaube, es ist eine Riesenmöglichkeit in Europa zu zeigen, was wir alles schaffen können. Zu Hause, mit unseren Fans, ist alles möglich.“
Peter Zulj:
Wie viel Druck war beim Elfmeter dabei?
„Ich glaube, natürlich hat man einen riesen Druck, wenn man in der 89. oder 90. Minute auf die Uhr schaut. Man nimmt die Kugel, es ist leise im Stadion und du weißt, du musst ihn machen. Bei den Riedern habe ich auch einen Elfmeter geschossen und auch reingemacht und jetzt freu ich mich, dass ich ihn auch heute gemacht habe. Aber es ist einfach wichtig, dass die Mannschaft gewonnen hat und nicht, dass ich das entscheidende Tor gemacht habe.“
Was hast du dir am Anfang nach dem frühen Zwei-Tore-Rückstand gedacht?
„Ich habe mir am Anfang gedacht, ich bin in einem schlechten Film. Es war einfach komplett überraschend und es hat mich komplett gewundert, dass wir plötzlich 2:0 hinten waren. Die haben zwei mal irgendwie draufgeschossen und zwei mal war er drinnen. Aber wir haben uns dann zusammengerissen, das Ruder übernommen. Über weite Strecken des Spiels waren wir sowieso die klar bessere Mannschaft. St. Pölten hatte nichts entgegen zu setzen. Wir haben 3:2 gewonnen und das passiert nicht alle Tage, dass man so einen Spielstand dreht und es freut uns riesig.“
Hat das Wetter auch irgendeine Rolle gespielt?
„Erste Halbzeit war es trocken, zweite Halbzeit war es nass. Wahrscheinlich spielen wir besser, wenn es nass ist. (lacht) Wir haben gewusst nach dem 2:1 in der ersten Halbzeit, dass wir das zweite Tor nachlegen müssen, dann ist St. Pölten verunsichert und dann werden wir sicher gewinnen. Aber dass das dann wirklich so spät gelingt, freut uns alle natürlich riesig.“
Fabian Koch:
Was sagst du zum Spiel?
„Der Start war wirklich nicht gut. Wir haben dann versucht das Spiel zu drehen und das ist uns Gott sei Dank gelungen. Das Tor in der 90. Minute war wunderschön. Dafür spielt man Fußball. Und jetzt nehmen wir den ganzen Schwung bis Donnerstag mit.“
Freut ihr euch schon auf Donnerstag?
„Ja, auf jeden Fall. Ausverkauftes Haus hoffentlich und es wird wunderschön.“
Günter Kreissl:
Was ist Ihr Resümee zum Spiel?
„Die Idealvorstellung von Sturm Graz. So eine Partie, so viel Dramaturgie, so viel Kampfgeist, so viel Begeisterung dabei. Schöner kann man gar nicht starten, auch wenn man sich das so nicht aussuchen würde. So wie wir begonnen haben, das war eine Mischung aus sehr unglücklichen Situationen, aber auch Fehlern von uns. Wir werden derzeit für diese kleinen Fehler sofort bestraft. Einmal wurde nicht gut genug geklärt, einmal wird einer angeschossen und der Ball geht rein – das ist schon ein bisschen unglücklich, aber ok. Es liegt auch zu einem Teil bei uns, was man besser machen kann. Was aber dann passiert ist, war überragend. Geile Truppe! Wenn man bedenkt, wie viel Belastung da schon war. Wir haben es uns im Heimspiel gegen Podgorica extra schwer gemacht – mussten 90 Minuten anlaufen, in Hard 90 Minuten fighten müssen, wir haben in Podgorica bei Weitem keine leichte Aufgabe gehabt, und dass die jetzt drei Tage später so ein Spiel raushauen, von der Kraft und der Begeisterung her, da geht mir das schwarze Herz auf.“
Wie können Sie diese erste Runde mit der vom Vorjahr, als Sturm mit 3:1 RB Salzburg aus dem Stadion schoss, vergleichen?
„Will ich erstens nicht. Damals eine wunderschöne erste Runde, heute auch eine wunderschöne erste Runde. Beide Siege sehr emotionell. Damals weil es einfach der Klassenprimus war, gegen den wir dann relativ klar gewonnen haben und heute vom Kampf und der Begeisterung, die die Burschen entfacht haben. Es hätte auch keiner im Stadion böse sein dürfen, wenn es beim 2:2 geblieben wäre, weil wir so viel investiert haben. Das wird dann final noch belohnt wurden, ist für mich überragend.“
Letzte Saison war es der Auftakt zum Idealstart, wiederholt es sich nun?
„Da möchte ich jetzt keine Vergleiche ziehen. Das ist jede Saison anders. Wir haben jetzt eine Doppelbelastung. Wir werden versuchen jede Partie zu gewinnen, das sieht man auch bei der Mannschaft. Wir müssen schauen, dass die ersten zwei Minuten ein bisschen besser verlaufen. Gegen Podgorica waren wir nach zwei Minuten hinten, heute wieder. Gegen Hard hatten wir nach zwei Minuten den ersten verletzten Spieler. In Zukunft sollten wir eigentlich besser erste ab Minute drei beginnen, das wäre eine große Erleichterung für uns.“
Was ist Ihr Kommentar zum „Matchwinner“ Peter Zulj?
„Geil. Das ist ziemlich kurz. Toll. Peter ist ein ganz spezieller Spieler, der sich nicht viel antut, „der sich nix scheißt“ könnte man auch sagen. Er hat eine große Qualität. Solche Typen sind gut in der Mannschaft. Du kannst nicht immer nur angepasste, brave Spieler haben. Man braucht auch ein bis zwei, die wirkliche Individualisten sind. Peter hat heute viel gezeigt, aber ich möchte alle anderen nicht vergessen. Ich freue mich natürlich auch wahnsinnig für Romano Schmid, der toll arbeitet und auf seine Chance hinarbeitet. Dass der dann den Elfer zum 3:2 rausholt ist auch ein ganz schönes Kapitel heute.“
Das EL-Quali-Duell gegen Fenerbahce ist etwas absolut Besonderes, oder?
„Das werden zwei absolute Belohnungen. Der Europa-Cup ist jetzt auch so ein bisschen die Belohnung für das letzte Jahr. Das kann man nicht getrennt sehen. Mit dem Spiel gegen Fenerbahce haben sich sehr viele, die letztes Jahr mitgeholfen haben um Dritter zu werden, selbst belohnt. Wir müssen jedoch die notwendige Demut haben vor einem ganz großen Gegner. Aber man hat schon gesehen, wenn Galatasaray gegen eine Mannschaft ausscheidet, die einfach schon im Spielbetrieb ist, während es die türkischen noch nicht sind, kann das vorkommen. Das ist sicher ein kleiner Aspekt auf den wir aufbauen können. Wir können eigentlich nur positiv überraschen und werden auch da wieder versuchen zu gewinnen. Das ist ja ganz klar.“
Daniel Luxbacher:
Was ist deine Analyse zum Spiel?
„Wir sind ideal gestartet, gleich 2:0 in Führung gegangen. Bei einer Standardsituation unachtsam gewesen und haben so das 2:1 kassiert. Dann wieder durch einen individuellen Fehler das 2:2 kassiert und zur Draufgabe noch per Elfmeter das 3:2, ich meine, mehr braucht man dazu eh nicht sagen. Wir haben ideal begonnen, aber wir müssen mindestens das 2:2 über die Bühne bringen.“
Sandro Ingolitsch:
Was sagst du zum Spiel?
„Wir haben eigentlich super begonnen, haben schnell einen Doppelschlag erzielt. Haben durch einen blöden individuellen Fehler bei einer Ecke das 2:1 bekommen, was uns überhaupt nicht passieren darf. Wir haben es dann verabsäumt das 3:1 zu machen, haben zwei gute Chance vorgefunden. In der zweiten Hälfte hat uns Sturm dann sehr viel Druck gemacht, wir sind nicht mehr so richtig hinten rausgekommen. Schlussendlich sind wir extrem traurig, dass wir da am Ende noch das bittere Elfmeter-Tor bekommen haben, aber wir müssen jetzt einfach weiter hart kämpfen. Wir wissen, dass es eine sehr schwierige Saison wird, aber ich bin guter Dinge.“
Jochen Fallmann:
Analyse des SKN-Trainers:
Ich glaube, dass wir heute mit der ersten Möglichkeit, durch einen Standard, schnell 1:0 in Führung gegangen sind. Das hat uns natürlich in die Karten gespielt. Sind dann erste Halbzeit defensiv sehr gut gestanden, haben immer auf Ballverluste bzw. auf das Abfangen der Pässe in die Schnittstellen gewartet. In Folge haben wir dann das 2:0 gemacht und einige Möglichkeiten gehabt, wo wir energischer abschließen und die Schussmöglichkeit suchen müssen, um noch das ein oder andere Tor zu machen. Sturm war natürlich auch gefährlich, hat mit dem Anschlusstreffer dann nocheinmal eine gewisse Wucht dazu bekommen und hätte auch in der ersten Halbzeit noch ausgleichen können. So gesehen ist es dann beim 2:1 geblieben und Sturm war tonangebend, hat das Spiel in die Hand genommen. Wir haben aber auch immer wieder im Umschalten die Möglichkeit gehabt auf 3:1 zu stellen, zum Beispiel die sehr sehr gute Tormöglichkeit von Doumbouya, wo Siebenhandl noch sehr sehr gut hält. Ich glaube, wenn wir da das 3:1 machen, gehen wir nicht als Verlierer vom Feld, sondern als Sieger. Am Ende des Tages ist es natürlich sehr sehr bitter für die Jungs, und auch für uns, nach so einer beherzten, kämpferischen Leistung hier keinen Punkt mitzunehmen, aber so ist der Fußball. Wenn wir drauf bleiben und unsere individuellen Fehler, unserer Hausaufgaben noch konsequenter durchführen, dann werden wir auch schon bald die nötigen Punkte sammeln.
Franco Foda:
Analyse des Sturm-Trainers:
Wir sind wie schon gegen Podgorica mit der ersten Möglichkeit des Gegners in den Rückstand geraten. Wobei man hier klar sagen muss, dass es ein individueller Fehler von uns war. Meiner Meinung nach war es aber Abseits, ich habe es jetzt im Fernsehen auch gesehen, es war extrem eng, man hätte auch Abseits geben können. Hut ab, dass der Schiedsrichter das so erkannt hatte. Trotz allem hat die Mannschaft von Beginn an immer nach vorne gespielt und haben uns nicht aus der Ruhe bringen lassen. Klar war es wichtig, relativ schnell den Anschlusstreffer zu erzielen. St. Pölten war sehr kompakt, haben gut umgeschaltet nach unseren Ballverlusten. Da waren wir in der Mitte etwas zu offen und hatten keine gute Raumaufteilung nach Ballverlusten. Aber ich kann mich in der ersten Halbzeit an drei 100%ige Tormöglichkeiten erinnern, wo wir schon den Ausgleich erzielen hätten können. In der Halbzeit haben wir darüber gesprochen, dass wir ruhig und geduldig bleiben müssen. Hatten dann einmal Glück nach der Halbzeit, wo St. Pölten das 3:1 hätte machen können, das eigentlich die klarste Möglichkeit im ganzen Spiel war, aber Jörg (Siebenhandl, Anm.) super gehalten hat. Und dann haben wir weiter versucht nach vorne zu spielen, 2:2. Und wenn du am Ende mit einem Elfmeter noch 3:2 gewinnst, ist es schon glücklich. Aber wenn man das ganze Spiel sieht…, aber die Analyse wäre bei mir auch gleich ausgefallen, wenn wir nur 2:2 gespielt haben. Weil die Mannschaft hat Unglaubliches geleistet nach dem Spiel gegen Podgorica am Donnerstag und bin nun froh, dass sich die Mannschaft für dem Aufwand, den sie betrieben hat, am Ende noch belohnt hat. Alle werden sich heute wohl gedacht haben ‚Warum wechselt der Deni Alar aus und bringt mit Romano Schmid nur einen 10er?‘. Ich wollte einfach mit Romano Schmid einen Spieler bringen, der sich zwischen den Linien bewegt, die Zwischenräume gut bespielt und gut im Eins-gegen-Eins ist. Dass es dann so gut funktioniert… Ja ab und zu haben die Trainer dann das sogenannte goldene Händchen und das war Gott sei Dank heute der Fall.
Was haben Sie der Mannschaft in der Pause gesagt?
„Ich hab in der Halbzeit der Mannschaft gesagt, dass es sehr sehr lange her ist, dass Sturm zuhause ein 0:2 gedreht hat. Und: das könnte unser Tag werden. Ich habe erinnert, dass wir mal gegen Kärnten in der 89. Minute das 3:2 gemacht haben. Herbert Rauter war der Torschütze. (Einwurf von den Journalisten, dass Klaus Salmutter dieser gewesen sei, Anm.) Oder Salmutter ja.“
War es ein kleiner Vorteil für die Mannschaft, dass sie schon drei Pflichtspiele in den Beinen hatte?
„Ja die Mannschaft hat in Podgorica ein 0:1 gedreht – das gibt schon Selbstvertrauen. Wenn man am Anfang zwei Tore bekommt, hat man dann noch Zeit. Das ist natürlich ein gefährliches Spiel gegen so eine Mannschaft, die gerade im Umschalten extrem quirlig war. Wir mussten immer auf der Hut sein, aber auch riskieren und noch mehr öffnen. Es war ein schwieriges Spiel, aber die Mannschaft hat an sich geglaubt. Insgesamt war es ein tolles Spiel, das hat man auch an den Fans gesehen. Wie die Fans die Mannschaft gepusht haben, aber nicht nur die Kurve, sondern alle im Stadion… Das war große Klasse und ich hoffe, dass wir das gegen Fenerbahce wiederholen können. Mit einem vollen Stadion und dass wir so auftreten werden. Jetzt müssen wir wieder regenerieren, Kraft tanken und deshalb bin ich auch so stolz: Irgendwann hab mir gedacht, das Tempo können wir nicht mehr durchhalten, aber sie sind weitermarschiert. Insgesamt war es ein gutes Spiel und für die Fans sicherlich erfreulich.“
Warum spielte Jeggo heute statt Lovric?
„Ich wollte einfach einen frischen Mann im Mittelfeld bringen. Ich habe gewusst, dass sie bei Ballgewinn versuchen, schnell durchs Zentrum oder über die Halbflügel zu spielen, und da wollte ich einfach einmal einen frischeren bringen. Und mit Jimmy (Jeggo, Anm.) auch einen der erfahrener ist und vielleicht doch mehr Qualität in der Defensive hat, als Sandi (Lovric, Anm.). Aber Sandi hat bis jetzt seine Sache sehr sehr gut gemacht.“
Alar war ziemlich schwach, eigentlich kam der Wechsel sogar zu spät. Schmid hat in 10 Min mehr bewirkt als Alar in 80. Die eigentliche Überraschung war, als Schubert für Zulechner kam, da hatten bereits alle mit einer Auswechslung von Alar gerechnet.