Krienzer: „Alles ist dem Ziel, Fußballprofi zu werden, untergeordnet“
Die SK Sturm Graz Amateure sind Herbstmeister. Mit 30 Punkten aus 15 Spielen stehen sie somit zurecht am Platz an der Sonne. Einen großen Anteil daran haben die beiden Stürmer Oliver Bacher und Martin Krienzer. Zusammen erzielten sie bereits 21 Tore für die Blackys in der Regionalliga Mitte. Wir haben uns mit den beiden Youngsters zum Doppel-Interview getroffen:

© Martin Hirtenfellner Fotografie
Oliver und Martin: Ihr seid Herbstmeister in der Regionalliga Mitte, morgen könnte der Wintertitel folgen. Euer gemeinsames Tor-Konto steht schon jetzt bei 21, letzte Saison habt ihr für die gleiche Anzahl an Treffern ein ganzes Jahr benötigt. Was macht ihr in dieser Saison anders?
Martin Krienzer: Wir harmonieren gut. Man kann sagen, letzte Saison hat jeder noch mehr auf sich selbst geschaut. Derzeit – man sieht es ja auch am Tabellenplatz – hat man auch das Auge für den Mitspieler. Da schaut man, ob der andere auch mitläuft, legt gegebenenfalls nochmal für den anderen ab. Jeder ist für den anderen da.
Man kann also sagen, es läuft besser, weil die Harmonie nun eine größere ist?
Krienzer: Ja, ich denke schon. Es ist spürbar, dass wir sehr gut in die Saison gestartet sind und gut miteinander können. Die Stimmung ist perfekt, das merkt man bei jedem Training. Beispielsweise haben wir unsere Kabine selbst gestaltet, haben die Wände neu gestrichen und die Einrichtung zusammengebaut. Das hat schon zu dieser Harmonie beigetragen und Spaß gemacht.
Wie oft trainiert ihr eigentlich?
Krienzer: Insgesamt sieben Mal plus Match, das bedeutet acht Einheiten pro Woche.
Gibt es in eurem Team Spieler, die nebenbei arbeiten oder zur Schule gehen?
Krienzer: Wir haben auch Arbeiter und Schüler dabei, ja, an denen muss das Training angepasst werden. Ich denke, es sind nur drei oder vier Spieler, die nebenbei was machen. Wir beide haben die Schule bereits abgeschlossen und konzentrieren uns voll und ganz auf den Fußball. Alles ist dem Ziel, Fußballprofi zu werden, untergeordnet.
Gibt es auch einen Plan B, sollte dieses Ziel aus unterschiedlichsten Gründen nicht erreicht werden?
Krienzer: Bis jetzt hab ich mir noch keine Gedanken gemacht. Derzeit ist ganz klar der Wunsch da, vom Fußball leben zu können.
Oliver Bacher: Ich mir auch nicht. Ich sag immer, Plan B lenkt zu sehr von Plan A ab. Daher mache ich mir erst Gedanken, sollte es nicht funktionieren.
Ihr spielt ja schon eine Weile zusammen, könnt ihr uns die jeweiligen Stärken und Schwächen des anderen verraten?
Krienzer: Das ist eine schwierige Frage (lacht). Ich glaube, er kann besser mit dem Ball umgehen, ich habe dafür körperliche Vorteile. Er ist der Techniker, ich bin eher der Brecher.
Bacher: Das sehe ich ähnlich wie Martin. Er hat seine Stärken ganz klar im körperlichen Bereich, etwa was das Ballabdecken und Kopfballspiel betrifft. Diese Fähigkeiten würde ich gern von ihm haben. Zudem ist er sehr schnell. Nicht, dass ich langsam wäre (lacht), aber er ist schon noch ein Stück schneller als ich.
Mehr als 25 Jahre ist es schon her, als sich mit Mario Haas der letzte Eigenbau-Stürmer in der Kampfmannschaft etablieren konnte. Geht mit euch diese traurige Serie zu Ende?
Krienzer: Wir können nur das Beste aus uns herausholen und als Stürmer unsere Tore machen.
Bacher: Der Rest liegt bei den Verantwortlichen, wir müssen performen.

Martin Krienzer konnte bereits zwölf Treffer erzielen. © Martin Hirtenfellner Fotografie
Derzeit steht ja kein einziger ehemaliger Nachwuchsspieler in der Startelf, auch kein gebürtiger Steirer. Glaubt ihr, die Zuseher vermissen Local Heroes?
Bacher: Ja, das glaube ich schon. Die Zuseher mögen es natürlich, wenn ein Michi Lema oder ein Dario Maresic in der Ersten spielt. Letztendlich aber entscheidet immer der Trainer, wer die Chance bekommt und wer nicht. Das liegt ja nicht an uns. Ich denke aber, dass bei einer Sturm-Mannschaft mit Spielern auch aus der eigenen Jugend wieder mehr Zuseher in das Stadion kommen würden.
Geht ihr eigentlich auch zu den Bundesliga-Spielen?
Bacher: Ja, ab und zu, wenn es sich zeitlich ausgeht, gehe ich hin. Dann steh ich aber in der Kurve, das macht mir viel mehr Spaß als „nur“ zuzusehen.
Krienzer: Ich gehe zwar nicht in die Nordkurve, aber ja, ich schau mir natürlich die Spiele der Ersten live im Stadion an.
Im Juni sind eure Jungprofiverträge verlängert worden. Welche Perspektiven sind für euch damit verbunden?
Krienzer: Ich muss sagen, wir beide sind für Amateurverhältnisse mit sehr gute Verträge ausgestattet worden. Perspektivisch gibt es natürlich Anreize, sollte man zum Beispiel des Öfteren in die Kampfmannschaft kommen. Zudem bietet der Vertrag auch gewisse Optionen. Mehr dürfen wir dazu aber nicht verraten.
Bacher: Garantie kann uns der Verein mit einem solchen Vertrag allerdings keine geben. Für uns heißt es, am Platz alles zu geben und zu hoffen, dass sich der Trainer dann irgendwann für uns entscheidet.
Steht Nestor El Maestro mit euch in Kontakt?
Krienzer: Wenn ich ehrlich bin: Nein. Anders ist das mit einigen Spielern. Etwa gibt uns ein Lukas Spendlhofer immer wieder gute Tipps. Der weiß auch als Verteidiger, worauf es bei einem Stürmer ankommt.
Bacher: Für uns ist Günther Neukirchner verantwortlich. Der redet mit uns und ermutigt uns auch. Auch mit Jakob Jantscher und Tobias Schützenauer haben wir sehr viel Kontakt. Der Jakob spricht sehr oft mit uns. Da läuft immer der Schmäh. Wenn wir ab und an mit der Kampfmannschaft mittrainieren, ist das natürlich schon ein anderes Niveau. Aber ich denke, wir schlagen uns dabei ganz gut. Bei Sturm ist es schon extrem schwer, sich durchzusetzen. Das wissen wir selbst.
Mit Martin Ehrenreich habt ihr ja auch einen sehr erfahrenen Mann im Kader. Wie kann er euch auf eurem Weg unterstützen?
Bacher: Vom Örli hab ich persönlich wirklich viel gelernt. Ich finde es beeindruckend, dass er noch immer bei den Trainings dabei ist und sich voll reinhaut. Das motiviert mich, auch wenn ich selber mal nicht so gut drauf bin. Der ärgert sich noch immer extrem, wenn er eine Trainingspartie verliert. Ich hätte ihn auch gerne dabei, sollten wir aufsteigen.
Und was hält er selbst von diesem Wunsch?
Krienzer: Ich glaube, er würde dann gerne die Trainerrolle übernehmen. Ob er als Spieler auch noch an Bord wäre? Das muss er selbst wissen. (grinst)

© Martin Hirtenfellner Fotografie
Oliver, warum eigentlich ist Markus Pink derzeit noch ein besserer Stürmer als du?
Bacher (lacht): Naja, er ist älter und bringt natürlich einiges an Bundesliga-Spielen an Erfahrung mit.
Martin, was kannst du dir von einem Bekim Balaj noch abschauen?
Krienzer: Seine internationale Erfahrung, zudem war er auch schon bei vielen Vereinen und hat im albanischen Nationalteam seine Tore gemacht. Da kann man sich einiges abschauen.
Euer Trainer sprach zuletzt vom Herbstmeistertitel als eine Sache, die sich nicht vermeiden lässt und von einem Titel, der nichts bringt. Versucht ihr Tabellenplatz eins zu verdrängen?
Bacher: Von den Spielern versucht das niemand zu verdrängen. Jeder von uns will aufsteigen. Wie sich der Verein dahingehend entscheidet, wird sich weisen. Für mich ist klar: Ich will den Meistertitel einfahren.
Was kommuniziert der Verein denn dahingehend aktuell?
Krienzer: Der gute Start in die Saison ist natürlich Thema, mehr aber nicht. Ansonsten herrscht da Stille. Vermutlich sollen wir uns einfach aufs Kicken konzentrieren. Wir haben beispielsweise schon gedacht, dass nur 95 Prozent Einsatz reichen. Tut es aber nicht. Das ist nun allen klar.
Was würde euch die Zweite Liga bedeuten?
Bacher: Man wird von anderen Klubs häufiger beobachtet und das Niveau ist natürlich viel höher. Der Sprung zu den Profis wäre dann auch nicht mehr so groß.
In den letzten Jahren haben ja viele gute Spieler die Amateure verlassen. Habt ihr auch schon mit diesem Gedanken gespielt und gab es bereits Angebote von anderen Klubs?
Krienzer: Aus der Regionalliga nicht, nein. Aber von Vereinen aus unteren Ligen schon.
Bacher: Ich hatte auch ein Angebot. Das hab ich aber gleich abgelehnt, ein Wechsel ist für mich kein Thema. Zu den Abgängen kann ich nur sagen, vielleicht hat da der letzte Biss gefehlt. Womöglich war auch ein Selbstzweifel dabei, es in die Erste zu schaffen. Bei anderen wiederum hat der Wille gefehlt, andere wollten einmal etwas Anderes probieren. Einige Studenten etwa wollten gar nicht den Profiweg bestreiten.

Mit neun Toren nicht minder gefährlich: Oliver Bacher. © Martin Hirtenfellner Fotografie
Gäbe es für einen Nachwuchsspieler eigentlich auch Gründe, bei einem entsprechenden Angebot aus Salzburg nicht zu Red Bull zu wechseln?
Krienzer: Sturm ist einfach ein viel familiärer Verein. Wenn man sich bei RB die Startelf anschaut, herrscht da eine enorme Fluktuation. Das ist bei Sturm anders. Zudem dreht sich in Salzburg viel um das Geld. Dahingehend finde ich hier vieles besser.
Ihr seid ja beide schon bei diversen österreichischen Nachwuchs-Auswahlen zum Einsatz gekommen. Welchen Stellenwert haben für euch solche Berufungen?
Krienzer: Seit der U-15 unter Hermann Stadler bis zur U-19 bin ich bei der Nationalmannschaft dabei. Das freut mich immer und pusht mich. Wenn ich für mein Land spielen darf, versuche ich auch immer, das Beste zu geben. Das ist einfach etwas Schönes.
Bacher: Auch für mich sind solche Einberufungen und Spiele immer wieder echte Highlights.
Wie sieht eigentlich der Umgang innerhalb der verschiedenen schwarz-weißen Mannschaften aus?
Bacher: Jede Mannschaft ist ein bisserl für sich. Die Damen sehen wir selten, man läuft sich maximal hin und wieder über den Weg.
Krienzer: Die Akademiespieler sehen wir gar nie. Die trainieren ja an der HIB.
Kommen wir zum Abschluss zu euren fußballerischen Vorbildern:
Bacher: Für mich ist es zurzeit der Roberto Firmino. Der taugt mir extrem, er ist ein sehr mannschaftsdienlicher Spieler. Mein nahes Ziel ist natürlich die österreichische Bundesliga, aber natürlich träumt man auch von den ganz großen Ligen wie Deutschland oder England. Generell sollte man sich die Latte möglichst hoch legen.
Krienzer: Früher war es der Torres von Liverpool, der hat mir von klein auf extrem gefallen. Heute mag ich viele Stürmer, Memphis Depay oder Lukaku, zum Beispiel. Im Allgemeinen träume ich von der Premier League, das ist einfach eine geile Liga. Aber auch für mich ist das erste Ziel, zunächst in die Österreichische Bundesliga zu kommen. Dann entwickelt sich vieles von selbst und manchmal kann es auch sehr schnell gehen.
Danke für das Gespräch!
ANKÜNDIGUNG: Am Freitag gibt es für alle Sturm-Fans im Jahr 2019 zum letzten Mal die Möglichkeit, den erfolgreichen Sturm-Amateuren auf die Beine zu schauen. Um 19 Uhr gastiert der FC Gleisdorf in Messendorf. Für Abonnenten ist der Eintritt wie immer frei! Für jene die es nicht in das Trainingszentrum schaffen: SturmNetz wird live aus Messendorf tickern!
Cooles Interview. Na vielleicht schießens die Tore bald bei uns.
Meinte die KM 🙂
Super Interview. Dass NEM aber gar nicht bei den Jungs vorbeischaut finde ich doch eigenartig.
Haben wir nicht den Anspruch, Junge heranzuziehen/hochzuziehen?
Naja ich glaube die Baustelle der ersten ist genug Arbeit…
Wahrscheinlich wurde dieser Punkt in seiner Stellenbeschreibung vergessen, falls er eine hat.