Alles Gute zum Geburtstag, SK Sturm!
Heute vor exakt 107 Jahren wurde der Sportklub Sturm an einem – wie die Faust aufs Auge passend – stürmischen Tag gegründet. 1909: Diese Zahl birgt für uns alle eine unglaubliche Symbolik in sich, sie springt einem förmlich ins Auge und nicht nur der versierte Sturm-Fan übersieht kein noch so kleines Graffiti in dieser Zahlenkombination. Beinahe punktgenau, am Vorabend dieses historischen 1. Mai, traf Sturm in der Bundesliga auf die SV Ried. Und nicht nur das: Es war dies auch das 1909. Pflichtspiel im Oberhaus. Ein Jubiläum, welches es in dieser Form nie mehr geben wird.
Befragt dahingehend, ob diesem Ereignis ein halbwegs würdiger Rahmen verliehen wird, antwortete der Pressesprecher von Sturm, dass „beim Spiel jetzt nichts geplant sei, es aber einen Fan gebe, der zu diesem Anlass einen Ereignistag ins Leben gerufen hat“. Dieser Ereignistag nennt sich zwar „Faszination Sturm“, welcher mittlerweile schon traditionell – völlig unabhängig vom Verein – am 1.5. begangen wird. Ein exklusiver Kreis von Sturm-Aficionados trifft sich – diesmal standesgemäß im Augarten – um die reiche Geschichte dieses Traditionsclubs einen Tag lang in den Mittelpunkt zu stellen. Ohne finanziellen Aufwand, dafür mit um so mehr gelebter Leidenschaft für die schwarz-weißen Farben.
Diese kleine Feier sei hier nur exemplarisch genannt, um zu zeigen, dass es vermehrt Idealisten sind, welche die ungeheure Tradition, die dieser Verein mit sich bringt, am Leben erhalten und diese in einem würdigen Rahmen aufleben lassen. Während der SK Sturm noch in der diesjährigen Generalversammlung auf seiner eigenen Seite verlautbarte, „es war ein denkwürdiger Abend, an dem Präsident Christian Jauk die Sturm-Familie mit viel Stolz und Leidenschaft auf die kommenden vier Jahre eingeschworen hat“, wurde an diesem Wochenende wieder einmal ein Elfmeter ohne Torhüter vergeben. Warum man (keine Frage, die Kommerzialisierung des Fußballs führt schon seit geraumer Zeit weitaus schmerzvollere Experimente durch) nicht zumindest gerade bei diesem Spiel vom riesigen, rötlichen Aufdruck am Trikot Abstand genommen hat – immerhin gäbe es ja auch ein blaues Logo dieses Produktes – sei nur als Randnotiz ebenfalls vermerkt. Doch völlig nebensächlich.
Was der Sportklub Sturm Vereinen wie der Admira, dem SV Mattersburg oder Altach gegenwärtig noch voraus hat, ist seine bewegte Geschichte. Seine ungeheure Tradition. Seine vielen Ups and Downs, die in Geschichten verpackt ganze Enzyklopädien füllen würden. In anderen Bereichen wurde der SK Sturm beispielsweise von einstmalig als Dorfklubs titulierten Vereinen bereits eingeholt, mancherorts sogar überholt. Aber dank genau jener Leidenschaft und Begeisterung, die diese Zahl 1909 oder auch die schwarz-weißen Farben in vielen immer wieder weckt, kommen bei Sturm, nach einer mehr als durchwachsenen Saison, immerhin 8.500 Menschen in das Stadion, während bei der erstarkten und nur mit einheimischen Talenten einlaufenden Admira 2.400 zahlende Besucher am selben Tag gegen Altach den Schatzmeister schon zu Freudensprüngen veranlassen.
Vielleicht wurde ja unter der Woche zu lange der „Fehler in der Informationskette“ der Causa Stankovic gesucht, allerdings sei den verantwortlichen Herren in das Stammbuch geschrieben: Wenn die Geschichte und die Leidenschaft rund um den Sportklub Sturm weiterhin so sträflich vernachlässigt wird (wieso gibt es beispielsweise noch immer nicht so etwas wie ein echtes Sturm-Museum, wieso werden ehemalige Legenden mit weit mehr als 300 Spielen in Schwarz-Weiß nicht automatisch zu Heimspielen eingeladen, warum gibt man einem bald 50-jährigen Vereinsmagazin, das akribisch und liebevoll über den Tellerrand blickt, nicht die entsprechenden Rahmenbedingungen, usw…), wird auch dieser Vorsprung langfristig verspielt. Mag ja sein, dass man nach dem Eigenverständnis mancher derzeit in Führungspositionen agierender Herrschaften sich nicht selbst gratulieren will. Aber Sturm ist so viel mehr als die derzeit handelnden Personen, die noch dazu am 108. Geburtstag womöglich schon selber Geschichte sein könnten.
Sturm ist beispielsweise auch Gründungsmitglied Hans Schönbacher, der nach dem Ersten Weltkrieg direkt von der italienischen Gefangenschaft nicht nach Hause, sondern zuerst in die Gruabn ging, um ein 5:2 gegen den Stadtrivalen zu bejubeln. Oder ehemalige Spieler, die schon lange nicht mehr unter uns sind. Blutig-amateurhafte Feierabend-Kicker, die nach der „Schicht“ in regelmäßigen Abständen bei Heimspielen die Profis aus Wien panierten. Und Personen, die den Verein nach dem Kartnig-Konkurs am Leben hielten. Zusammengefasst: Jede Menge Spieler und Verantwortliche, welche uns schon so viele schöne Stunden bereitet haben. All jenen wollen wir heute stellvertretend zum Geburtstag gratulieren. Lang lebe Sturm. Oder wie es einst ein Religionslehrer – in der bitteren Regionalliga-Ära – beim Eintritt in die Klasse zu sagen pflegte: „Sturm ist der beste Verein der Welt. Setzen!“
Setzen! !!!