Eckbälle ins Glück

Nur etwas mehr als 8500 Leute zog es am Sonntagnachmittag nach Graz Liebenau, um dort den SK Sturm in der 11. Runde der Bundesliga gegen die WSG Tirol spielen zu sehen. Was auch immer der Grund dafür sein mag – der Gegner, das Wetter, der Spieltermin oder eine Mischung aus all dem – die sportlichen Leistungen der Schwoazen hätten sich mehr verdient. Gewohnt voll und stimmlich präsent war einmal mehr die Nordkurve. Jedenfalls stand Ligaalltag auf dem Programm und für den überlegte sich Trainer Christian Ilzer einige Änderungen in der Startelf. David Schnegg, Emanuel Emegha, Manprit Sarkaria, Alexandar Borkovic und Otar Kiteishvili übernahmen an Stelle von Amadou Dante, David Affengruber, Albian Ajeti, Alexander Prass und William Bøving.

Druckvoller Start

Schon in der 3. Minute tauchte Emegha erstmals allein vor Tormann Ferdinand Oswald auf, sein Abschluss stellte für den Schlussmann der Tiroler aber kein Problem dar. Die Hausherren erarbeiteten sich spielerische Vorteile, ohne in ihren Angriffsbemühungen aber oft genug wirklich zwingend zu werden. Trotz mehrerer, schnell vorgetragener Vorstöße blieb Emeghas Sitzer zumindest eine Viertelstunde lang das einzige erwähnenswerte Offensivhighlight. Ein Freistoß Sarkarias zwang den Tiroler Keeper in der 16. Minute dann zu einer starken Parade. Ein Corner in der 17. Minute schließlich gereichte dem SK Sturm dann aber doch zur Führung. Jon Gorenc Stankovic schraubte sich nach Kopfballvorlage Borkovics am weitesten nach oben und beförderte den Ball trotz Thomas Sabitzers Einschreiten über die Linie. Damit machte er sich zum insgesamt schon 13. Torschützen des SK Sturm in der aktuellen Bundesligasaison.

Tiroler unbeeindruckt

In der zwanzigsten Minute folgte einem Angriff der Tiroler der erste Eckball in der Hälfte der Grazer und diesen nutzte Kofi Schulz direkt zum Ausgleich. Torschütze Stankovic kam nicht in den Luftzweikampf, die Zuordnung in der Defensive fehlte und so landete der Ball hinter dem chancenlosen Jörg Siebenhandl in den Maschen. Nach diesem Treffer schien sich das Momentum zugunsten der Gäste gedreht zu haben, denn sie wirkten danach wesentlich aggressiver und spielfreudiger, die Grazer hingegen plötzlich zahnlos. Erst zehn Minuten später schien sich der SK Sturm wieder etwas gefangen zu haben. Weitere schnelle Konterangriffe blieben allerdings ergebnislos. In der 37. Minute rettete Oswald seine Mannschaft vor dem neuerlichen Rückstand. In einer wunderbaren Kombination über Sarkaria, Kiteishvili und Tomi Horvat drangen die Hausherren erneut schnell in den gegnerischen Strafraum ein. Am Ende schloss Sarkaria ab und scheiterte nur mehr am Tormann. Die darauffolgende Ecke nutzte dann aber David Schnegg, um zum 14. Torschützen dieser Saison zu werden und die neuerliche Führung der Grazer zu besorgen.

Offene Partie

In der 39. Minute dann aber wieder die Tiroler mit einem ähnlich gefährlichen Eckball wie schon zuvor: Diesmal war Siebenhandl allerdings zur Stelle und wehrte Bachers Versuch per Kopf erfolgreich ab. Sturm war wieder spielbestimmend und gefährlich wie vor dem Ausgleich. In der 42. Minute musste Oswald einen weiteren Schuss der Grazer entschärfen – diesmal kam er vom umtriebigen und spielstarken Kiteishvili. Am Ende der ersten Spielhälfte nahm der SK Sturm eine verdiente, aber sehr knappe Führung mit in die Kabine.

Sturm ringt um Form

Nach dem Seitenwechsel wurde in der 51. Minute erneut Emegha auffällig, als er Tormann Oswald aggressiv anlief und so zu einem beinahe richtig gefährlichen Fehler zwang. Als dieser den Ball klären wollte, schoss er den Stürmer an und der Ball prallte Richtung Tor ab, verfehlte es aber deutlich. Kurz darauf ermöglichte ein schneller Konter über mehrere Stationen – unter anderem Emegha und Horvath – Kiteishvili den nächsten gefährlichen Abschluss. Wieder konnte der Keeper klären. In der 59. Minute brachte ein schneller Gegenstoß der Gäste den SK Sturm beinahe in Verlegenheit. Sabitzer mit dem schnellen Lauf nach vorne, fand schließlich Müller zu seiner Linken, der schließlich abschloss, aber am herauseilenden Siebenhandl scheiterte. Wenig später drehte der Tiroler Lukas Sulzbacher jubelnd, in der falschen Annahme, einen korrekten Treffer erzielt zu haben, ab. Er zählte nicht, weil Sabitzer zuvor mit seinem Arm regelwidrig das runde Leder berührte. Dennoch schien die WSG erneut Blut geleckt zu haben. Wieder musste der SK Sturm, der in dieser Formation so noch nicht gespielt hat, seine Form finden, denn die Führung war knapp und der Gegner stark.

Frischer Wind

Mit einem Dreifachwechsel wollte Ilzer wieder mehr Schwung ins Spiel bringen: Prass, Ivan Ljubic und, endlich wieder, Jakob Jantscher kamen für Kiteishvili, Emegha und Stefan Hierländer aufs Feld. Zu sehr ließ sich seine Mannschaft nun in der eigenen Hälfte beschäftigen. Das gefiel weder ihm, noch dem Publikum. Dazu jagte noch eine Schrecksekunde Schauder durch unser Knochenmark: Schnegg agierte in einem Luftkampf gegen Nik Prelec auf der eigenen Strafraumlinie nicht ganz sauber – zum Glück für die Grazer sah das der VAR anders. Glücklich war zu diesem Zeitpunkt mittlerweile auch die Führung, denn die Tiroler waren dem Ausgleich ungleich näher als Sturm dem Ausbau des Vorsprungs. Außerdem musste der Urheber des zweiten Führungstors in der 71. Minute verletzungsbedingt gegen Bøving ausgetauscht werden.

Bange Schlussminuten

In der 83. Minute baute sich der frisch eingewechselte Albian Ajeti erstmals in den Angriff ein: Schnell gab er den Ball an Bøving weiter, dieser setzte Jantscher in Szene, der am Ende nach hinten ablegte, wo Gazibegovic wartete und zum Abschluss kam. Wieder war Oswald zu Stelle. Auf der Gegenseite kam Denis Tomic aus der Distanz zum Schuss. Dieser wurde allerdings noch entscheidend abgefälscht. In der 87. Minute hatte dann Bøving die Entscheidung am Fuß, aber auch sein Versuch wurde noch rechtzeitig abgelenkt. Ein abwechslungsreiches Spiel fand somit auch seine folgerichtig aufregende Schlussphase, in der der Ausgleich weiterhin nicht unmöglich zu sein schien. In der 5. Minute der Nachspielzeit setzte Sturm mit einer Vierfachchance (!!!) den Schlusspunkt – aber weder Jantscher (2 x) noch Ajeti (2 x) brachten den Ball im Tor unter. Somit blieb es beim knappen 2:1 und die Steirer durften sich über den nächsten vollen Erfolg freuen.

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