45 gute Minuten reichen nicht

Spielbericht: SK Sturm Graz vs. SK Rapid Wien 2:3 (2:0)

Und wieder einmal sollte beim SK Sturm alles neu und besser werden. Nachdem die Verantwortlichen Nestor El Maestro am Donnerstag entlassen hatten, sollte Interimstrainer Thomas Hösele die Schwarz-Weißen in den verbleibenden drei Runden der Meistergruppe zurück auf die Siegerstraße führen. „Es kann dazu führen, dass kleinere Knoten platzen – womöglich auch größere“, meinte der 51-Jährige vor dem Match gegen den ebenfalls im Formtief steckenden SK Rapid Wien.

Im Vergleich zur 0:2-Niederlage gegen den WAC veränderte Hösele die Startformation auf vier Positionen. Bekim Balaj, Stefan Hierländer, Juan Dominguez und Jakob Jantscher bekamen die Chance, sich von Anfang an zu beweisen. Sturm begann aktiv und fand in der vierten Minute eine gute Freistoßposition vor. Anders als im Spiel gegen den TSV Hartberg platzierte Kiril Despodov den ruhenden Ball aber nicht perfekt, auch Otar Kiteishvili vermochte den Abpraller trotz einer artistischen Einlage nicht im Tor unterzubringen. Doch auch die Gäste versteckten sich nicht und hatten nach einer sehenswerten Kombination über die linke Seite in Person von Christoph Knasmüllner die erste Topchance der Partie. Der Abschluss des 28-Jährigen fiel aber zu schwach und zentral aus. Schnell entwickelte sich ein offener Schlagabtausch mit leichten Vorteilen für die Blackys. Ivan Ljubic und Balaj blieben aus guten Positionen aber ebenso erfolglos wie Kohya Kitagawa auf der Gegenseite.

©Martin Hirtenfellner Fotografie

Danach stellte Sturm das anfangs sehr erfolgreiche Pressing etwas ein und gab den Hütteldorfern mehr Luft zum Atmen. Dies hätte sich in der 21. Minute beinahe gerächt: Kitagawa bediente Knasmüllner mustergültig, dieser traf den Ball zum Glück für die Grazer aber nicht richtig und vergab die nächste große Chance auf das 1:0. Wenig später hatten die Rapidler wiederum das Glück auf ihrer Seite, als Maximilian Hofmann nach einem harten Foul an Balaj nur die gelbe Karte sah. Auf dem Spielfeld tat sich indes nicht mehr allzu viel, erst in der 30. Minute wurde es wieder gefährlich: Hofmann köpfte nach einer Ecke von Stefan Schwab aber weit über den Kasten.

Doppelschlag vor der Halbzeit

Sturm machte es nach einer Standardsituation in der 35. Minute dann aber besser. Jantscher brachte einen Freistoß aus halblinker Position perfekt in den Strafraum, wo Hierländer bereitstand und das Leder mit dem Hinterkopf in das linke Tormanneck verlängerte. Beinahe wäre die Freude über die 1:0-Führung nur von kurzer Dauer gewesen, Kitagawa und Schwab brachten die Kugel aber nicht im Tor der Steirer unter. Ganz anders Sturm: Despodov wurde in der zweiminütigen Nachspielzeit perfekt freigespielt und flankte ebenso ideal auf Kiteishvili, der per Kopf (!) zur 2:0-Pausenführung vollendete.

©Martin Hirtenfellner Fotografie

Sturm startete unverändert in die zweiten 45 Minuten, wurde in der 51. Minute aber kalt erwischt. Thorsten Schick flankte von rechts in den Strafraum, wo Kelvin Arase völlig freistand und zum 1:2 einköpfte. Sekunden später wären die Grün-Weißen beinahe wieder erfolgreich gewesen: Schick umkurvte Jörg Siebenhandl und legte auf Kitagawa quer, dieser brachte aber das Kunststück zusammen, aus weniger als fünf Metern keinen Treffer zu erzielen – Anastasios Avlonitis klärte noch vor der Linie. Auf der Gegenseite blieben Despodov (Abseits) und Balaj mit ihren Abschlüssen ebenfalls erfolglos.

Last-Minute-K.O.

Insgesamt blieb Rapid nach rund einer Stunde dennoch die bessere Mannschaft, der eingewechselte Ercan Kara und Dejan Ljubicic vergaben aber weitere Halbchancen. Bis auf einige äußerst fragwürdige Entscheidung von Schiedsrichter Markus Hameter tat sich in weiterer Folge zunächst nicht mehr allzu viel. Erst nach 78 Minuten wurde es wieder etwas gefährlicher vor dem Tor der Blackys, Kara setzte einen Kopfball nach einer Ecke aber über das Tor. In der 83. Minute war es dann aber doch so weit: Ljubic legte Melih Ibrahimoglu im Strafraum, Schwab verwandelte den fälligen Elfmeter sicher zum 2:2. Die Wiener blieben danach die aktivere Mannschaft, drückten auf den Siegestreffer und wurden in der 90. Minute für ihren Mut auch belohnt: Schick bediente Kara ideal, der den voreilig herauslaufenden Siebenhandl umkurvte und zum 3:2 traf.

©Martin Hirtenfellner Fotografie

Danach passierte nicht mehr viel, Sturm konnte auch in der vierminütigen Nachspielzeit nichts mehr entgegensetzen und ging als 2:3-Verlierer vom Platz. Das Cheftrainer-Debüt in der Bundesliga hätte für Hösele also kaum bitterer verlaufen können, doch wer nach einer passablen Halbzeit das Fußballspielen einstellt, hat es schlussendlich auch nicht anders verdient, als dafür bestraft zu werden.

Spieldaten

8 Kommentare

  1. dawuede sagt:

    Das ging mal ins Hösele (lel sry)…. Nein im Ernst. Eine Halbzeit ist einfach nicht genug um ein Spiel zu gewinnen. Rapid hat zwar auch nur eine Halbzeit gespielt, hatte aber am Ende klar den psychologischen Vorteil, dass wir ein 2:0 verspielt haben, gehadert haben, und sie nochmal zurückgekommen sind.

    Nichts desto trotz war das heute schon um soviel mehr als in dem bisherigen Spielen der Meisterrunde. Es geht wohl um nix mehr in den letzten 2 Spielen, da sollten dann aus meiner Sicht aber wirklich nur mehr Spieler im Kader stehen die über den Sommer hinaus noch hier sind.

  2. Rene90 sagt:

    übers Spiel rege ich mich nicht mehr auf, 2:0 Führung und dann körperlich eingegangen und ein Ex-Schwoarza noch den Todesstoß mit seinem Pass gegeben

    traurig finde ich aber, wie die paar Fans rund um Präsident Jauk sich an die Corona Abständen im Stadion hielten -> sehr VORBILDLICH Hr. Präsident, sie sind nicht einmal in so einer einfachen Sache tragbar. Ich wünsche ihnen als Verantwortlicher für die Gäste im Stadion eine saftige Strafe …

  3. Bodul10 sagt:

    Ein kleiner Fortschritt war zu erkennen, dennoch fehlt dieser Mannschaft so viel.
    Ein Ljubic z.B. ist nicht nur physisch zu langsam sondern auch im Kopf, bezeichnent dafür sein Foul das zu Elfer führte.
    An der Niederlage trug auch unsere Abwehr +Tormann ihren Teil dazu bei, hier muss sich wirklich fast alles ändern.

    • Pata_Negra sagt:

      Erinnert immer mehr an Sandi L. – talentiert, aber trotzdem zu wenig für unsere Ansprüche

    • blackfoxx sagt:

      sorry, aber eure Kommentare passen wieder „wie die Faust aufs Auge“ – ich habs anderswo schon geschrieben, alle wollen immer „die Jungen sehen“, weil „denen werden Fehler verziehen“. Sobald die Jungen dann spielen sind sie schon wieder zu schlecht…was sind denn eurer Meinung nach „unsere Ansprüche“? Ja – ein Ljubic hat gestern den Elfer verschuldet, kann passieren. aber ihn negativ hervorzuheben sollten wir uns sparen – wenn wir den Umbruch wollen, dann wird die nächste Saison schwierig, schwieriger als die Heurige, das muss uns klar sein! Die Jungen werden Fehler machen, jetzt heißt es aber für uns Fans, zu unseren „Worten“ zu stehen und eine junge Mannschaft zu unterstützen – sofern natürlich das Eintritt was alle hier so vehement fordern und wirklich der Nachwuchs eine Chance bekommt. (Auch ist z.B. ein Lema ist einem Huspek vorzuziehen)

    • dawuede sagt:

      Stimmt schon, aber Ljubic ist bei weitem keine 17 mehr. Bei Lovric wurde bei den ersten Bundesliga-Minuten schon geschimpft, dass er nach 20 Minuten keinen bleibenden Eindruck hinterlassen konnte. Da hat man lieber drauf gehofft dass dem Offi bei 30 Versuchen ein guter Pass abreißt.

  4. kangaroo sagt:

    Wen man kondititonell nicht auf der hoehe ist verstehe ich nicht das man erst in der 86 minute auswechselt. Man sollte das geld fuer einen sport direktor einsparren und fuer einen guten trainer verwenden. auch einen guten mittelfeld spieler { matic ] sowie einen soliden abwehr spieler.

  5. Chris1909 sagt:

    Um es kurz zu sagen: Erste Halbzeit hui, Zweite Halbzeit Pfui!
    Dennoch finde ich war es insgesamt ein Schritt nach vorne. Ergebnistechnisch besonders gegen unseren Erzrivalen extrem bitter. Ist aber auch in Ordnung, da diese Mannschaft aber sowas von überhaupt nicht den 5. Platz verdient hat nach dieser Seuchensaison und nicht wie im letzten Jahr in den Europacup stolpern soll.
    Somit die letzten beiden Spiele noch „sturmwürdig“ beenden und danach sofort den nötigen Umbruch einleiten!

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