Rapid geschlagen, Geschichte geschrieben!

Spielbericht: SK Rapid Wien vs. SK Sturm Graz (1:2)

Sturm hatte vor dem Spiel leicht lachen, bekanntlich kam man ja als ungeschlagener Tabellenführer zum eigentlichen Spitzenduell nach West-Wien. Trotz Romano Schmids Wechsel zu den Bullen herrscht aktuell große Euphorie in Graz. Ganz im Gegenteil die Situation beim SK Rapid: Fünf Punkte aus vier Partien bedeuten nur Rang fünf in der Tabelle, dazu haderte man mit Ausschreitungen der eigenen Fans im Derby und im Auswärtsspiel gegen die Admira, in dem die grün-weiße Elf sang- und klanglos mit 1:3 unterging. Die Talfahrt aus der Vorsaison schien also noch immer nicht überstanden zu sein. Ein Sieg über den Rivalen aus der Steiermark wäre damit schon fast Pflicht, um nicht schon zu Saisonbeginn den Anschluss an die Spitze zu verlieren.

(c) Martin Hirtenfellner – Fotografie

Mit Effizienz und Können

Die Wiener versuchten, ihr Vorhaben auch schnell in die Tat umzusetzen, machten in den Anfangsminuten ordentlich Dampf und kamen in der elften Minute durch Evergreen Steffen Hofmann zur ersten großen Möglichkeit, die Jörg Siebenhandl im letzten Augenblick zur Ecke klären konnte. Sturm tat sich in der Anfangsphase sichtlich schwer und wirkte speziell in der Defensive zu behäbig. Bis zur 18. Minute: Peter Zulj überrumpelte die gesamte Rapid-Defensive mit einem traumhaften Zuspiel auf Thorsten Röcher, dieser spielte blitzschnell quer auf den alleine gelassenen Deni Alar, der dann in gewohnter Manier zur Führung für Sturm traf und die gut 2000 mitgereisten Schlachtenbummler in totale Ekstase versetzte. Zwar versuchte Rapid weiterhin, das Spiel zu machen, konnte dabei aber zunächst keine große Gefahr erzeugen. Sturm zog sich nach dem Treffer wieder etwas zurück und lauerte auf Kontergelegenheiten, die sich auch immer wieder boten. Rapid ermöglichte seinen Gästen somit genau das Spiel, für das Sturm bekannt und gefürchtet ist. In Minute 28 wurde Alar abermals mustergültig von Röcher bedient, Richard Strebinger vereitelte aber den Doppelpack des Goalgetters. Bei Sturm war das große Selbstvertrauen deutlich zu spüren, vor allem Zulj und Röcher versuchten sich immer wieder an gleich mehreren Gegenspielern. Rapid wirkte in dieser Phase erschreckend schwach und unorganisiert, die wenigen Offensivmomente waren eher Zufallsprodukte und brachten auch keine unmittelbare Torgefahr mit sich. Große Torszenen waren aber in der ersten Hälfte auf beiden Seiten eher Mangelware. Die Grazer hatten durchaus genug vielversprechende Möglichkeiten auf den zweiten Treffer, scheiterten aber immer wieder an Ungenauigkeiten. Somit ging Sturm nach einer zufriedenstellenden und effizienten, wenn auch ausbaufähigen Leistung mit einer knappen Führung in die Halbzeitpause, während sich die Wiener in der zweiten Hälfte trotz des knappen Zwischenergebnisses deutlich steigern mussten, um noch etwas Zählbares zu erreichen.

(c) Martin Hirtenfellner – Fotografie

Zeit, Geschichte zu schreiben

Auf Seiten der Hausherren sah man sich bereits zur Pause zu einem Spielertausch gezwungen. Der Brasilianer Joelinton ersetzte Kvilitaia und sollte für mehr Schwung in der Offensive sorgen. Diesen bemerkte man aber zunächst in den Reihen der Gäste aus Graz: Binnen zwei Minuten kam der abermals sehr auffällige Philipp Huspek nach schönen Zuspielen von Deni Alar und Marvin Potzmann zu sehr guten Möglichkeiten. Keine fünf Minuten später: Zulj zeichnete sich durch ein Traumzuspiel auf Stefan Hierländer aus. Der Kärntner ließ seinen Gegenspieler daraufhin alt aussehen und bediente den unbewachten Thorsten Röcher mit einer sehenswerten Flanke. Der Mattersburger Neuzugang brauchte nur noch einzunicken und drehte anschließend jubelnd in Richtung des explodierenden Auswärtssektors ab. Zwei zu null! Sturm schien nun mit Rapid Katz‘ und Maus zu spielen, verabsäumte es aber, endgültig alles klar zu machen. Und so kam es, wie es kommen musste: Charalampos Lykogiannis hatte gegen den eingewechselten Joelinton das Nachsehen, der dann unbedrängt abspielen konnte und mit Stephan Auer im Zentrum einen perfekt positionierten Abnehmer fand. Der 26-jährige Wiener sorgte aus kurzer Entfernung mit seinem zweiten Saisontor für den Anschlusstreffer und somit wieder für ordentlich Spannung in diesem Spiel. Rapid war nun plötzlich am Drücker, auch das Stadion verwandelte sich wieder in einen Hexenkessel. Zuerst setzte Hofmann einen Freistoß aus sehr guter Position in die Mauer, danach rettete Siebenhandl nach einem Fallrückzieher von Joelinton. Die Schwarz-Weißen brauchten etwa bis zur Rapid-Viertelstunde, um sich zu rehabilitieren und sich wieder aus der Umklammerung, der man seit dem Anschlusstreffer ausgesetzt war, zu lösen. Trotzdem war es in den letzten Minuten ein Spiel auf Messers Schneide, Rapid ging volles Risiko und Sturm versuchte auf der anderen Seite, den Sack zuzumachen. Dann plötzlich große Aufregung bei Thorsten Röcher, der im Strafraum gelegt wurde und auf Strafstoß plädierte, doch Manuel Schüttengruber sah kein irreguläres Vorgehen. Es wäre zwar eine harte Entscheidung gewesen, doch ein Elfmeter nach einer solchen Aktion wurde durchaus schon gegeben. In den Schlussminuten feierte der langzeitverletzte Christian Schoissengeyr sein Saisondebüt. Er kam für den starken Huspek ins Spiel und sollte dabei helfen, die drei Punkte nach Hause zu bringen. Zwar sah man hier keinen fußballerischen Leckerbissen, jedoch war diese Partie in der Schlussphase an Spannung kaum zu überbieten, wozu auch die fünfminütige Nachspielzeit beitrug. Plötzlich stockte allen Schwarz-Weißen der Atem: Louis Schaub bekam die Kugel unbedrängt und unmittelbar vor dem Kasten auf den Fuß serviert und jagte sie weit über den Kasten. Wahnsinn, aber schlussendlich wurde hier auf Abseits entschieden. Kurz darauf dann der erlösende Schlusspfiff. Sturm war über weite Teile des Spiels die gefährlichere und cleverere Mannschaft, schaffte es aber nicht, für die Vorentscheidung zu sorgen. Rapid bekam durch den Anschlusstreffer neuen Schwung und war dem Ausgleich zeitweise sehr nahe. Am Ende gewannen die Grazer aber verdient mit 2:1 und haben selbst nach fünf Spieltagen das Maximum am Punktekonto. Damit schreiben sie Vereinsgeschichte. Noch nie startete man mit fünf Siegen in den ersten fünf Spielrunden! Rapid muss sich dagegen nach unten orientieren und steckt schon früh in der Saison in einer handfesten sportlichen Krise.

Stimmen

Peter Zulj:

Was war heute ausschlaggebend für den Sieg?

Man hatte den Eindruck, dass Sturm durchgehend das Spiel kontrolliert hat.

Was ist derzeit das Geheimnis eures Erfolgslaufes?

Jörg Siebenhandl:

… analysiert das Spiel:

Was ist das Geheimnis für den Erfolg?

Stefan Schwab:

… analysiert das Spiel:

Thorsten Röcher: HIER

Pressekonferenz:

https://www.facebook.com/skrapid/videos/1719159738126220/

Galerie:

Spieldaten:

 

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8 Kommentare

  1. Martin sagt:

    Die Spiele gegen Rapid sind für mich persönlich immer etwas Besonderes, da ich selber Wiener und sogar in Penzing (14. Wiener Gemeindebezirk wo auch Hütteldorf liegt und vielleicht 5 Minuten vom Allianz Stadion entfernt) geboren bin. Da sind für mich die Sturmsiege doppelt so schön! Dafür ein großes Dankeschön an die Mannschaft! 🙂

    Unglaubliche Zweikampfquote und kaum Chancen zugelassen. Da muss man einfach von einem verdienter Sieg sprechen.

    Eine Sache noch an die Mannschaft: Bitte macht es nicht immer bis zum Schluss so spannend. Wegen euch bekomm ich noch einen Herzkasperl und sterbe 10 Jahre früher! 🙂

    Uh, ausnahmsweise mal ein kurzer Kommentar von mir! 🙂

    • graz4ever sagt:

      He he 😉 bei mir in der Family – alle gebürtige Grazer – sind absolut alle, außer mir, Rapid-Fans..

      Bin sozusagen „das schwarze Schaf“ der Familie, weswegens mir a glei mal doppelt soviel taugt 🙂

      …und erst die Schadenfreude, wenn wir Meister-Party durch die City machen 😉 (aber passt, nix verschreien..jedoch is die Mannschaft heuer, um sovieles gereift, von Kampfgeist über Einstellung, bis zur Moral..)

  2. Schweinebaermann sagt:

    Bin mehr als begeistert von unserer aktuellen Mannschaft! Unglaublich wie schnell die Neuzugänge Röcher und Zulji in die Mannschaft integriert wurden und Woche für Woche eine herausragende Leistung zeigen. Noch viel erstaunlicher ist für mich jedoch in welcher Form, die von vielen bereits als Transferflops abgestempelten Potzmann und Huspek momentan agieren. Es ist schwer einen der beiden hervorzuheben, da sie momentan beide einfach nur großartig sind!

    Als Sahnehäubchen noch unsere jungen 2 Eigenbauspieler. Für Maresic fallen mir nur Superlative ein. In dem Alter derart konstant und gut zu spielen, Respekt. Lovric hat sich auch hervorragend in die Mannschaft eingespielt und ist zu Recht Stammspieler.

    Abschließend zwei kleine Tipps: 1. Schulz egal ob verletzt oder nicht, auf die Bank setzen und Maresic schleunigst verlängern!

    2. Ecken trainieren, jede getretene Ecke war im Endeffekt für uns gefährlicher als für den Gegner, völlig unverständlich für mich ein fürs andere Mal die halbhohen Ecken, gefühlt diese Saison 100x versucht und nie gefährlich geworden. Für mich persönlich sehr unverständlich, da mit Zulji, Hierländer, Röcher oder auch Lovric durchaus Leute im Kader sind die über ein sehr gutes Gefühl im Bein verfügen.

  3. jott1976 sagt:

    Bravo Burschen. Ihr seids eine saugeile Truppe.

    Ich war gestern in AWAY-Sektor. Stimmung war genial. Von der grünen Hölle war aus unserem Eck fast 90 Minuten nichts zu hören. Das bedeutet, wir waren wirklich gut und laut.

    Danke für das gestrige Spiel und der geilen Stimmung.

  4. Fanatiker sagt:

    Zur Zeit fehlen einen einfach die Worte!!!

    Einfach genial wie die Mannschaft, Woche für Woche 90min auftritt.

    Bravo Sturm Graz.

  5. abisz sagt:

    Die Mannschaft wurde sehr gut auf den Gegner eingestellt, muss man auch mal lobend erwähnen. Selbst nach dem 1:2 gab es bis auf die (zu Unrecht) abgepfiffene Schaub Chance und den Freistoß von Hofmann für Rapid nichts.

    Einzig Lykogiannis fällt wiederholt mit seinen Aussetzern auf, er hat bereits etliche Tore heuer mit seinem patscherten Attackieren verschuldet. Sich vielleicht weniger vom Manager im Ausland anbieten lassen und konzentrierter bei der Sache sein, täte dem Spieler ganz gut. Diese kapitalen Schnitzer bleiben ja auch etwaigen Interessenten nicht verborgen!

    Aber auch die anderen beiden in der 3er Kette mit Fehlern, die gegen Red Bull zu Toren führen können (Koch Querpass zum Gegner, Maresic lässt sich im 1:1 ohne Absicherung billig überrumpeln). Beide aber sonst mit einer tadellosen Vorstellung!

    Über Röcher und Zulj braucht man keine Worte zu verlieren, geniale Spieler, Ersterer mit seinen unglaublichen Dribblings, die nicht nur zu Toren führen sondern auch zur dringend benötigten Entlastung bei einem kritischen Spielstand, Zweiterer einfach mit seinen genialen Pässen und Ballsicherheit. Dadurch schaut auch Lovric sehr gut aus, ähnlich wie Jeggo mit Matic im Vorjahr!

  6. XeweX sagt:

    Mir kommt so vor als hätten wir nun endlich die Typen in der Mannschaft, sie uns Jahre lang gefehlt haben. Nichts gegen das spielerische Können eines zB Schmerböck oder auch Horvath oder andere, mMn haben wir öfters das Nachsehen gehabt gegen Teams, die als echte Kerle und mit allen Mätzchen unsere körperlichen Springingerl alt aussehen ließen – auch als technisch schlechtere Spieler.

    Mit Huspek, Zulj, Töchter und auch Lovric, natürlich auch Koch, haben wir jetzt Leute, die gut kicken können und in einem intensiven Spiel auch ihren Mann in den Zweikämpfen stehen.

    Das ist mMn ein Unterschied zu vergangenen Saisonen, außerdem ist unsere Taktik mittlerweile auch viel variabler.

  7. XeweX sagt:

    Töchter = Röcher, blöde Autokorrektur

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