0:2 – Amateure unterliegen dem Tabellenführer
Sonntagnachmittag in Messendorf. Der Kater vom Vorabend, der sich nach einer überschaubar guten Leistung der Kampfmannschaft tief in uns breit gemacht hatte, kratzte noch an der fußballromantischen Seele, als wäre diese die nagelneue und eben erworbene Designer-Couch, die das Viech dem danebenstehenden Kratzbaum – zum Frust des Geldbörserls – für das Krallenschärfen bevorzugt. „Psychohygiene“ war angesagt – der Begriff eigens dafür vom Guru in unseren Reihen neu erfunden. Eine leidenschaftlich spielende, junge Amateur-Mannschaft wollten wir sehen. Die Stars von überüberüber…morgen sozusagen. Und es tat auch wirklich gut. Sturm Amateure gegen Tabellenführer Gleisdorf stand am Programm. Bei den Sturm Amateuren fehlten aufgrund von Team-Einberufungen die Youngsters Schmid, Lema und Wagnes, die Schopp-Elf bekam aber mit Chabbi Offensiv-Unterstützung aus der Kampfmannschaft für die heutige Partie gegen den Aufstiegsaspiranten aus dem Osten der Steiermark. Heiß und fettig und noch immer nicht ganz nüchtern – der Spielbericht:
Ausgeglichene, erfrischende erste Halbzeit
Gleich von Beginn an ging es ordentlich zur Sache. Intensiv geführte Zweikämpfe und jede Menge Tempo im Spiel beider Mannschaften brachten das Messendorfer Grün zum Stauben – im wahrsten Sinne, denn für das obligatorische Bewässern des Platzes vor dem Match wurde heute scheinbar Sand anstatt Wasser verwendet. Den rund 450 BesucherInnen gefiel es trotzdem.
Gleisdorf nahm das Heft in die Hand, presste und kam in der Anfangsphase zu deutlich mehr Offensiv-Aktionen. Die Sturm Amateure wiederum versuchten, die Ordnung nicht zu verlieren. Dann aber kamen auch die Grazer – zunächst durch den bereits erwähnten Seifedin Chabbi, der aus gut 30 Meter ab-, jedoch knapp verzog (7.). Es sollte aber eine der ganz wenigen sehenswerten Aktionen des Winter-Transfers an diesem Nachmittag bleiben. Nur wenige Minuten später folgte die erste richtig gute Möglichkeit der jungen Grazer: Lukas Skrivanek brachte einen Freistoß aus dem rechten Halbfeld wunderbar in Richtung langes Eck, dort löste sich Martin Ehrenreich im Rücken der Gleisdorfer Abwehr gut, übernahm direkt, setzte das Runde aber knapp neben das Gehäuse von Stefan Leitner (14.).
Die Gleisdorfer ihrerseits kamen in Minute 25 zur bis dato besten Chance der Gäste und im Spiel, als Armend Spreco einen Freistoß aus rund 20 Meter an die Querlatte fetzte. Der Spielverlauf blieb aber, beinahe über die gesamte erste Halbzeit, derselbe: Es ging hin und her, ein richtig rassiges und unterhaltsames Matcherl, bei dem einer überaus motiviert wirkte. Ein Zentraler, der diesmal die Rückennummer neun trug und der um jeden Ball kämpfte, keinen Zweikampf scheute, die meisten von ihm bestrittenen auch gewinnen konnte und über den auch zumeist der Spielaufbau der Sturm Amateure lief: Sandi Lovric.
Gegen Ende der ersten Halbzeit kamen die Gleisdorfer nochmal groß auf: Nach einer Flanke der Gäste über rechts war es wieder Spreco, der diesmal am Fünfer den Kopfball ans Aluminium setzte (35.). Erneut Glück also für die Jung-Blackys. Fünf Minuten vor dem Pausenpfiff – der nächste Freistoß für den zu diesem Zeitpunkt mit Hartberg punktegleichen Tabellenführer. Die Position dieselbe, wie beim Lattenschuss – dieses Mal konnte Tobias Schützenauer den Spreco-Versuch aber entschärfen. In der Nachspielzeit dann wieder die Grazer: Lovric im Doppelpass mit Sebastian Mann und dem direkten Abschluss an der Strafraumgrenze, den Leitner zunächst auslässt, im Nachfassen aber festhält. Dann war Pause. Mukke ertönte – 15 Minuten Zeit, die Sonne zu genießen, die sich in Durchgang eins noch ein Battle mit dem leichten Nieselregen lieferte. Der Regen schaute ein.
Gleisdorf wird in Halbzeit zwei seiner Favoritenrolle gerecht
Nach dem Wiederanpfiff konnten sich die Sturm Amateure zunächst in der Hälfte der Gäste festsetzen und kamen auch durch Mann drei Minuten nach Wiederbeginn zum ersten Torschuss aus der Distanz, den Leitner erneut erst im Nachfassen festhalten konnte. In weiterer Folge hatte die Grazer die Partie relativ gut im Griff. Tempo wurde auf beiden Seiten wieder etwas rausgenommen, was aber der Brisanz im Spiel keinen Abbruch tat. Nach knapp 50 Minuten war dann Schluss für Lovric, nicht wegen eines möglich Einsatzes in der Kampfmannschaft, sondern aufgrund der anstehenden Aufgaben im U-19-Nationalteam. Für ihn kam der junge Philipp Sittsam – ein Positionswechsel.
In Minute 60 Minute war es dann aber so weit: Flanke der Gäste über links und der eingewechselte David Gräfischer köpfte zur Führung für die Oststeirer. Die Sturm Amateure waren jetzt also gefordert, konnten aber im Anschluss an den Gegentreffer in der Offensive kaum für Gefahr sorgen – bis zur 69 Minute, in der Mann einen ruhenden Ball gefährlich in den Strafraum der Gleisdorfer brachte, Chabbi den Kopfball am Fünfer aber nicht versenken konnte.
Die Gäste agierten danach äußerst souverän, standen in der Defensive kompakt, überließen vorwiegend der jungen Sturm-Mannschaft den Ball und konnten selbst, im Umschaltspiel, immer wieder Nadelstiche setzen, auch wenn in dieser Phase dennoch keine große Torgefahr von den Gleisdorfer ausging. Martin Ehrenreich ließ auf der anderen Seite noch einmal kurz Aufhorchen, sein Seitfallzieher an der Strafraumgrenze war zwar spektakulär, verfehlte das Ziel aber deutlich. Sehr deutlich. Alles in allem konnten die Amateure den Gleisdorfern aber keine großen Probleme mehr bereiten – auch nicht bei einem Strafraum-Gewusel in der Gleisdorfer Box, bei dem sich aber kein Grazer in Schussposition bringen konnte (83.).
Dass Schiedsrichter Grain in einer zumeist hektischen Begegnung gut performte, den Spielfluss selten bis nie störte und stets auf Ballhöhe operierte, entlud sich in Minute 85 bei einem „Zweikampf“ mit Martin Krienzer, bei dem viele Gelb forderten – für den Schiedsrichter.
Für den Schlusspunkt in diesem Spiel sorgten wiederum die Gleisdorfer: Schützenauer mit dem ungenauen Abschlag, die Gäste mit dem schnellen Umschalten und der Flanke über rechts, den zunächst Spreco noch vergab, Fabian Harrer im Nachschuss aber das 2:0 und die Entscheidung besorgte. Verdient, denn Gleisdorf war in Durchgang zwei – vor allem in Punkto Torgefahr – den Jung-Blackys doch überlegen und hätte in den Schlussminuten auch noch den einen oder anderen Treffer nachlegen können.
Somit unterlagen die Sturm Amateure in einer dennoch äußerst ansprechenden Partie dem Spitzenreiter mit 2:0. Die Gleisdorfer feierten die Tabellenführung, die Sturm Amateure schlichen enttäuscht vom Platz. Die Tabellensituation mal außen vor gelassen, können die jungen Grazer aber dennoch viel Positives für die anstehenden Aufgaben mitnehmen. Eine gute Leistung der Jungs, von denen sich selbstverständlich auch Franco Foda vor Ort überzeugen konnte, um junge Talente künftig weiter an die Kampfmannschaft heranzuführen. Konnte, bzw. könnte – denn der Sturm-Coach war nicht anwesend. Miau. (s.w.)
Spielercheck Sandi Lovric:
Der Osttiroler Sandi Lovric, dem gestern zumindest wieder einmal 90 Minuten die Ehre zuteil wurde, es sich auf der Südstädter Ersatzbank bequem zu machen, war in Halbzeit eins das Um und Auf im Spiel der Sturm-Amateure. Die Rückennummer 30 beim SK Sturm agierte diesmal mit der ungewohnten 9 als klassischer 10er und hatte enorm viele Spielanteile. Der bald 19-Jährige zeigte sich stets leidenschaftlich und anspielbereit, war immer am Spielaufbau beteiligt und versuchte auch oftmals den riskanten Ball in die Spitze. Defensiv agierte er grundsolide, fand mit einem Foul sein Auslangen, offensiv war er zudem an einer Torschussvorlage beteiligt und suchte auch einmal selbst den Abschluss. Dieser fiel allerdings zu zentral aus. Nach seiner Auswechslung verflachte das Spiel der Amateure. Insgesamt eine gute Vorstellung des Mittelfeldspielers, der in Minute 49 von Trainer Markus Schopp aus dem Spiel genommen wurde, um keine Verletzung so knapp vor dem entscheidenden Qualifiktionsturnier für die U19-Europameisterschaft (bereits am 22. März trifft Österreich in Tschechien auf Schottland) zu riskieren. (g.k.)
Hier die genaue Leistungsstatistik von Lovric:
Zweikämpfe | Vertikalpässe | Quer/Rückpässe | Fouls | Torschuss-Beteiligungen | Steals |
8/11 (72,72%) | 14/17 (82,35%) | 13/17 (76,47%) | 1/1 | 1 TS, 1TSV | 1 |
Galerie:
Martin Ehrenreich spielt bei unseren Amateuren.
Jugendarbeit Sturm Graz.
Ist einfach eine Schweinerei. Muss man so klar und deutlich sagen.
Den Jungen muss man als selbst als Sturm Fan raten zu Rapid, Rbs usw. zu gehen als ihre Karriere bei uns zu verpfuschen. Wir können ihnen weder Infrastruktur noch Geld bieten. Und selbst wenn einer auf die beiden ersten Punkte verzichtet spielt er trotzdem nicht.
Es ist frustrierend und macht wütend…aber es setzt bei vielen wahrscheinlich ohnehin schon Gleichgültigkeit ein…
Ein erfahrener Leader kann einer jungen Mannschaft nicht schaden… Bei den Austria Amateuren hatte man einst Mählich, aktuelle spielt Ortlechner dort…
Nur das bei der Austria regelmäßig Amateure hochgezogen werden und auch Spielzeit bekommen (Hazdzikic z.B.). Bei uns traut man sich die jungen Torleute nicht mal auf die Bank zu setzen…Leader schön und gut nur wenn sie in der 1. NIE spielen wird in der 2. Jeder einzelne Platz dringends benötigt beim jetzigen Zustand.
Der letzte Satz im Spielbericht…GENIAL!!!
Sagt absolut alles 😉
Lovric wär eigentlich die logische aufzubauende Matic Nachfolge gewesen (auch von seiner Spielweise her) und hat mmg dafür hart an sich gearbeitet physisch um sich zumindest über a konstante Zeit a Chance verdient zu haben..
Doppel 6 mit zwei defensiven Zerstören.. sagt mir ja scho der Haus verstand, daß.. i check die Logik dahinter einfach net..besonders sie bei absolut jedem vorstellbaren Gegner einzusetzen..
Obwohl er nie geliefert hat, hätte er sich eine neuerliche Chance verdient. Bei dieser sorchtruppe, kann er es gar nicht schlechter machen.
Aber wann hatte er denn je mal ne echte vertrauenswürdige Chance gehabt, zu „liefern“?
Lema (nicht Lima) und Wagnes haben für die U18 gespielt.
Danke, Tippfehler ist ausgebessert.